Bücher liegen mir besonders am Herzen. Wer ein Buch in der Tasche hat, hat nie Langeweile. So viele Helden haben mich geprägt, so viele Geschichten schwer beeindruckt, so vieles habe ich aus Büchern gelernt. Ganz ehrlich habe ich beim Lesen schon ganz oft gelacht (kürzlich z.B. beim „Hundertjährigen“), vor Spannung Nägel gekaut (z.B. beim „Vogelmann“) oder auch richtig bitterlich geweint (z.B. bei der „Frau des Zeitreisenden“). Und es gibt so viele, so tolle Bücher und so großartige Geschichten. Wo viele Bücher sind, fühle ich mich immer rundum wohl, und das gebe ich gerne an meine Kinder weiter. Dabei hilft mir die KIBI, einer der besten Orte, wo man in Paderborn mit seiner Familie hingehen kann. Wir empfehlen besonders den Sommer-Lese-Club, bei denen die Kinder Stempel für jedes in den Sommerferien gelesene Buch sammeln können, eine Urkunde bekommen und an der immer tollen Abschlussveranstaltung teilnehmen können!Ich traf mich mit Erika Berners-Kaffenberger, der sehr engagierten Leiterin der KIBI.
Jetzt wollte ich gerade etwas über den Beruf und den Ruf von Bibliothekarinnen fragen, und da erfahre ich, dass Sie gar nicht ursprünglich Bibliothekarin sind.
Genau. Nach dem Studium habe ich in der Buchhandlung Halbig gearbeitet und dort dann auch noch eine Ausbildung gemacht. Der damalige Leiter hat bewusst einige Quereinsteiger in die Bibliothek geholt, einer davon bin ich.
In der KIBI darf geredet werden
Nichtsdestotrotz sind Sie nun schon länger in diesem Beruf. Was hat sich an Ihrer Arbeit verändert, seit sie dabei sind?
Als ich anfing, war die Kibi noch am Rathausplatz beheimatet. Da hatten wir vorne eine Leihtheke und den Buchbestand, und ich saß an einem Schreibtisch mehr oder weniger im Hintergrund. Die Benutzer kamen dann rein, schmissen die Bücher kurz auf die Theke und waren wieder draußen. Ich fand das irgendwie zu wenig und wollte mehr machen, als nur zu verwalten. Deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, mit den Leuten am Regal ins Gespräch zu kommen. Das ist inzwischen auch vor allem unsere Aufgabe. Bibliotheken sind mehr als nur ein Ort, an dem man Bücher ausleihen kann. Und für die Kibi trifft das besonders zu. Das freut mich sehr.
Bibliothekarinnen haben doch eigentlich einen Dutt, eine halbe Brille auf der Nase und gucken streng. Und in der Bibliothek stehen überall Schilder, die zur Ruhe mahnen.
Ich erinnere mich, dass ich mal im Zug mit jemandem ins Gespräch kam, und als ich sagte, dass ich Bibliothekarin sei, merkte ich quasi, wie meine Haare lang und grau wurden und ich merklich alterte. Das ist meistens noch das Bild, das man von diesem Beruf hat. Aber gottseidank hat dieses Stereotyp nichts mit der Realität zu tun. Mit den Kindern der Kulturscouts haben wir gerade einen Film gemacht, der anderen zeigen soll, wie es bei uns so ist. Dafür habe ich mich als eine Art Vorzeigebibliothekarin verkleidet, reiße mir dann die Brille von der Nase und erkläre den Zuschauern, dass das bei uns alles gar nicht so streng zugeht, wie man vielleicht glaubt. Ein großer Vorteil der KIBI ist ja, dass sie getrennt von den anderen Standorten ist, so dass sie kein Ruheraum sein muss. Manche finden es hier allerdings ein bisschen beengt…
Ein Ort für Kinder
Ich finde ja auch unbedingt, dass das etwas ganz Besonderes und Erhaltenswertes ist, eine Bibliothek nur für Kinder zu haben. Und meiner Meinung nach ist einer der großen Vorteile dieses Standorts, dass der Raum eben überschaubar ist. Wenn ich dort drüben CDs aussuche und meine Kinder auf der Burg klettern, würde ich auf jeden Fall hören, wenn sie rufen.
Ich mag vor allem die große Vielfalt, die wir hier anbieten können. Die Beleuchtung und Einrichtung stammt übrigens von einem Buchhandelsausstatter, so dass wir besonders ansprechend und freundlich präsentieren können.
Die Aufstellung ist ja ungewöhnlich für eine Bibliothek, denn es gibt zwar eine Sortierung nach Themenbereichen, aber keinen eindeutigen festen Standort.
Paderborn hat deutschlandweit als erste damals diese Feinsortierung aufgelöst. Die Systematik, nach der bei uns die Medien aufgestellt sind, wurde zusammen mit Kindern entwickelt, die zum Beispiel die Beschilderung der Regale und die Aufkleber auf den Buchrücken zusammen gestellt haben. Da steht dann zum Beispiel „Technik“ oder „Ritter und Mittelalter“. Bei uns heißt das „Interessenskreise“. Das hat den Vorteil, dass man schnell einen Überblick bekommt, über das, was wir zu dem Thema da haben, das gerade gesucht wird.
Aber wäre es nicht gut, wenn Kinder bereits das Suchen eines Buches am Regal üben würden?
Aber wozu?
Falls sie später mal eine andere Bibliothek benutzen wollen, zum Beispiel an der Uni.
BERNERS-KAFFENBERGER:
Ich glaube, das lernt man dann recht schnell. Zunächst sollte man den Umgang mit Büchern überhaupt lernen. Viele Kinder wissen nicht, was eine Inhaltsverzeichnis oder ein Register ist und wo sie das finden.
Sind Bücher eine aussterbende Art?
Aber sind Bücher vielleicht ohnehin vom Aussterben bedroht? Haben nicht längst andere Medien ihren Platz eingenommen? Was halten Sie von E-Books?
Ich habe auch einen E-Book-Reader, aber ich bin ganz entsetzt, wenn ich in der Werbung für diese Geräte kleine Kinder sehe. Man muss doch erstmal Bücher kennen lernen.
Ich finde ja auch die Vorstellung, sich Bilderbücher auf einem Bildschirm anzuschauen, abwegig.
Eben. Da muss man doch ganz anders blättern und entdecken, fühlen und sehen. Viele Bücher haben ja auch inzwischen Klappen und Schieber und ähnliches. Aber später haben E-Books natürlich auch ihre Vorteile. Und natürlich sind Filme, Hörspiele, Computer, Internet und das alles inzwischen auch ganz wesentlich geworden. Aber wichtig ist doch, sich mal hinzusetzen, zu lesen und eine Geschichte von vorne bis hinten aufzunehmen. Man muss auch den Bezug zur Realität behalten. Wenn ich im Wald bin, merke ich immer, wie wichtig wir uns manchmal nehmen und wie unwichtig wir doch sind. Das, was wir haben und kaufen ist doch oft so überflüssig. Bücher sind da etwas Handfestes.
Der Gedanke kam mir auch, als ich mich auf unser Gespräch vorbereitet habe. Was bleibt, sind die Geschichten, in denen man sich neue Welten erschließt, und Empathie lernt, wenn man mit seinen Helden mit fiebert. Aber ist es vielleicht nicht egal, wie man die vermittelt bekommt?
Naja, bei Bildern bleibt natürlich die Fantasie außen vor. Und die ist ja auch ganz wesentlich beim Lesen.
Welche Bedeutung haben denn nun Bibliotheken in dieser mediendominierten Welt? Wie reagieren Sie in ihrer Arbeit darauf?
Experimentierstationen und Veranstaltungen
Die KIBI ist ein Ort, wo man eben nicht nur hin geht, um etwas auszuleihen. Hier kann man bleiben, sich aufhalten, spielen, sich treffen. Wir reden viel mit den Leuten, beraten sie auch. Manchmal kommen zum Beispiel Lehrer oder Lehrerinnen, die sich auf ein bestimmtes Unterrichtsthema vorbereiten wollen. Wir bieten auch viel mehr an als nur Ausleihe. Aus Dänemark habe ich die Idee mitgebracht, Experimentierstationen anzubieten. Mit der Universität konnten wir das dann umsetzen. Nun haben wir hier beispielsweise ein Dosentelefon zum Ausprobieren. Außerdem veranstalten wir zweimal im Jahr einen Familientag. Dazu war gerade ein Puppenspiel zu Gast. Wir bieten verschiedene Kurse an…
Aber im Mittelpunkt steht doch letztlich immer die Leseförderung?
Nicht unbedingt. Das ist manchmal schwierig. Wir haben hier viele Kochbücher, also hat es natürlich auch etwas mit Büchern zu tun, wenn wir hier einen Kochkurs anbieten.
Jaja, die ganze Welt in einer Bibliothek. Wir sitzen hier gerade über der eigentlichen Kibi in der Computer-Bibliothek. Unten ist eine Krabbelgruppe versammelt. Was hat es damit auf sich?
Diese internationale Krabbelgruppe trifft sich immer am ersten Montag des Monats bei uns. Wir möchten gerade verstärkt die ganz Kleinen ansprechen. Dazu wird auch jeden Freitagnachmittag um 16 Uhr vorgelesen.
Es gibt also keine Altersbeschränkung für KIBI-Besucher? Um so eher, um so besser?
Auf jeden Fall. Hier darf man sich einfach aufhalten und wohl fühlen. Jetzt neu fangen wir mit Theaterlesungen an, bei denen vor der Premiere hier die Kinderstücke vorgestellt werden. Das habe ich mir schon lange gewünscht. In den Ferien gibt es bei uns ganztägig die Lesecamps für Kinder ab 8 Jahren. Dort werden die Kinder verlässlich von 8 bis 18 Uhr betreut. Morgens sind wir hier in der Kibi, wo wir basteln und lesen. Nachmittags fahren wir zusammen in die Waldschule im Haxtergrund. Außerdem gibt es die Leseclubs. Dabei sollen die Kinder mindestens drei Bücher in den Ferien schaffen und bekommen dafür einen Preis. Das Programm richtet sich an Kinder ab der zweiten Klasse bis zur Klasse 9.
Vorlesen ist sooooo wichtig!
Wir haben jetzt viel übers Lesen gesprochen. Wie steht es denn um das Vorlesen?
Das ist natürlich auch sehr wichtig. Die Zeit müssen Eltern sich nehmen. Nur durch das gemeinsame Erleben und das Vorbild werden auch die Kinder zu Lesern. Oft höre ich, dass Eltern sagen, ihr Kind lese einfach nicht. Aber mit dem gemeinsamen Leseerlebnis kann man das ganz oft ändern.
Gibt es dabei eigentlich Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen? Irgendwie gilt Lesen doch eher als weiblich, oder?
Inzwischen sind so viele „coole“ Jungenbücher auf dem Markt, dass sich das relativiert, denke ich. Spätestens seit „Gregs Tagebuch“ oder „Harry Potter“.
Harry Potter war aber auch eine geniale Idee. Was haben Sie denn früher gerne gelesen?
Bücher haben mir schon immer viel bedeutet. Wenn mich ein Thema beschäftigt hat, habe ich immer jede Menge Literatur dazu genommen. Auch heute kaufe ich auf jeden Fall einen Reiseführer, wenn ich irgendwo hin fahre. Irgendwie erlebe ich so alles intensiver, ganzheitlicher. Ich habe immer viel gelesen, und auch meine Lieblingsbücher immer wieder hervor geholt. „Hanni und Nanni“ zum Beispiel fand ich toll.
Die habe ich auch alle gelesen. Gibt es die noch? Werden die noch nachgefragt?
Doch. Die Eltern empfehlen sie ihren Kindern, und dann lesen die das auch meist mit großem Spaß. Ein Klassiker ist natürlich auch Astrid Lindgren. Ich bin einmal extra zu einer Lesung gefahren, weil ich sie erleben wollte. TKKG gibt es auch schon lange, oder natürlich die ???.
Dazu werden auch immer neue Bänder geschrieben, richtig?
Genau. Das führen neue Autoren fort.
Die Auswahl
Wer sucht denn die Bücher und anderen Medien aus, die hier angeschafft werden?
Das mache ich.
Aber Sie können doch nicht alle lesen?
Früher gab es mal eine Stunde Lesezeit während der Dienstzeit. Da hat man sowas dann wohl gemacht. Natürlich schaue ich mir die Bücher an, wenn ich sie in der Hand habe, sobald sie hier sind. Aber ansonsten bekomme ich Kataloge und natürlich Vorschläge der Benutzer. Außerdem haben wir den Dienst der EKZ, der Einkaufszentrale für Bibliotheken. Von dort kommen wöchentlich Empfehlungen.
Sie kaufen also nicht einmal im Jahr so richtig ein, sondern immer wieder.
Ja, das passiert fortlaufend.
Und überlegen Sie dann: „Och, zuletzt hatte ich viel für 8jährige Jungs. Jetzt muss mal was für kleine Mädchen her.“?
So ungefähr. Man muss natürlich ein Gefühl dafür haben, was nachgefragt wird. Eine Zeit lang habe ich verstärkt Literatur gekauft, die für Jungen interessant ist. Im Moment schaffen wir mehr Bilderbücher an. Da wird viel ausgeliehen, und dann sieht es hier so leer aus.
Gibt es Bücher, bei denen sich heraus gestellt hat, dass das eher keinen interessiert, so richtige Ladenhüter?
Nein. Es gibt immer eine Zielgruppe. Im Durchschnitt wird jedes Buch 5- bis 6-mal im Jahr entliehen. Wir beobachten das auch. Sobald das Interesse nachlässt und ein Buch lange nicht ausgeliehen wurde, verkaufen wir es, so dass es auf dem Wege noch einen Liebhaber findet. Ein Schätzchen haben wir aber doch. Das ist ein sehr dickes Buch über den Wald. Das schaut man eher vor Ort an.
Und manche Bücher müssen Sie einfach kaufen, oder? Was sind die Hits?
Das Guinness-Buch der Rekorde ist immer in aktueller Ausgabe wichtig. Und natürlich solche Bestseller wie die „Warrior Cats“ oder eben „Gregs Tagebuch“. Die Vampirgeschichten sind auch noch immer sehr gefragt.
Sagen Sie bei manchen Sachen auch, die kommen mir nicht in Regal?
Früher gab es tatsächlich mal einen Giftschrank, in dem zum Beispiel „Der Struwelpeter“ stand. Den findet man jetzt aber ganz normal bei den Bilderbüchern.
Manchmal bin ich auch erstaunt, wie heftig es in Kinderbüchern zugeht. Wir haben zu Hause gerade „Hexen hexen“ gelesen, und da wird erklärt, wie die Hexen alle Kinder vernichten wollen. Da habe ich meinem Sohn schon mehrmals versichert, dass das nur eine Geschichte ist. Aber das hat ihm alles auch nix ausgemacht. Am Ende ist dann alles gut, und vielleicht lernt man so ja, mit dem Schrecken umzugehen.
Bei Märchen ist das ja genauso. Problematisch finde ich manchmal Bücher, deren Inhalt so sehr schlicht ist. Aber letztlich sind die vielleicht für manche, die sonst gar nicht lesen, ein guter Einstieg. Angebote für Erstleser sind uns hier ganz wichtig.
Der ideale Zwischenstopp für Familien
Glauben Sie wirklich, es gibt in Paderborn Familien, die die Kibi nicht kennen?
Ich fürchte schon, aber ich hoffe, dass das immer weniger werden. Ich höre manchmal, dass Leute meinen, man habe gar keine Zeit hierher zu kommen, wenn man arbeitet. Aber immerhin haben wir auch an den Samstagen geöffnet. Überhaupt bin ich der Meinung, man sollte jeden Stadtbummel damit verbinden, auch hierher zu kommen, ein bisschen Pause zu machen. Man liest mit den Kindern ein oder zwei Bilderbücher und geht dann weiter. Das ist doch perfekt. Das ist hier zwar ein öffentlicher Raum, aber auch ein sicherer Raum. Natürlich können wir hier keine Aufsichtspflicht übernehmen, aber wir achten darauf, was hier passiert, ob die Kinder sich wohl fühlen. Je nachdem wie alt sie sind, können sie auch einfach hier auf ihre Eltern warten.
Das finde ich sowieso. Und ganz ehrlich: Wir machen das oft so. Und unsere Kinder ertragen so die Einkäufe ihrer Eltern gleich viel besser. Ich hoffe, dass die paar, die hier noch nie waren, sich jetzt direkt auf den Weg machen und bedanke mich sehr für dieses Gespräch
Und nun ab in die Kibi, virtuell findet ihr sie hier.