Da fliegen die Menschen ins All, Autos fahren demnächst ohne Fahrer, und überhaupt ist der Fortschritt ja nicht aufzuhalten… Aber kann man im Internet Düfte riechen? Nix da! Und dabei hätte sich genau das bei diesem Text besonders gelohnt. Es ist nämlich ein Genuss für alle Sinne, besonders aber für die Nase, wenn man die Erlebnisgärtnerei von Andreas Beine in Salzkotten besucht.
Vor vier Jahren hat der Gärtner das gemacht, was viele von uns vernachlässigen: Er machte aus dem „man müsste mal“ und „man könnte doch“ ein “ das mache ich jetzt“, griff zum Telefon und bestellte 6.000 Pflanzen Lavendel, auch wenn er noch nicht so genau wusste, wohin damit und was damit anstellen. Inzwischen hat er damit ein Stück ostwestfälische Provence geschaffen, die er in einigen Wochen im Jahr mit Besucherinnen und Besuchern teilt (in diesem Jahr noch bis zum 14. Juli 2019). Dann nämlich steht der English Hidcote Blue auf seinem Feld in voller Blüte und ist eine wahre Augenweide.
Wir hatten das große Glück, dass Herr Beine uns erwartete und Zeit hatte, uns sein kleines Paradies zu zeigen und zu erklären, Deshalb wissen wir nun, dass es etwa 300 verschiedene Sorten von Lavendel gibt, von denen um die 80 Sorten bei ihm gedeihen. Eine gute Auswahl davon kann man auch vor Ort kaufen. Da gibt es tiefblaue bis hin zu fast weißen Blüten, dickere Exemplare und schlanke. Die Schlanken mit verzweigten Stängeln sind übrigens die französischen Exemplare, die mehr Öl hergeben, das dann aber eher für Waschmittel genutzt wird. Die englischen Blüten sind hier farbintensiver, und das Öl kann so verfeinert werden, dass es auch zum Parfum taugt. Überhaupt der Duft! Die ganze Gärtnerei duftet wunderbar, egal ob auf dem Feld selbst, wenn man die Blüten leicht zerreibt, in der Trocknunghalle oder ganz besonders natürlich beim Destilierofen, wo aus der Ernte das kostbare und rare Lavendelöl gewonnen wird. Das duftet nicht nur wunderbar süßlich, schwer, ganz leicht seifig und einfach betörend. Man sagt ihm auch allerlei Heilkunst nach. Für guten Schlaf etwa kann man es aufs Kopfkissen träufeln, gegen Mücken und das Jucken von Stichen soll es ebenso helfen.
Aber nicht nur die Gerüche lassen Urlaubsstimmung aufkommen, es gibt auch so viel zu sehen. Neben den Pflanzen an sich sind das vor allem die vielen Schätze, die überall arrangiert und dekoriert sind. Da werden Koffer, Spülbecken und Stühle zu Pflanzgefäßen, alte Türen und Fensterrahmen lugen aus Hecken hervor, und auch das kleine Café, das immer sonntags geöffnet ist, ist liebevoll mit zahlreichen Fundstücken ausgestattet.
Dort können sich die Großen in Ruhe hinsetzen, während die Kinder die Spielmöglichkeiten erkunden. Es gibt einen großen Sandhaufen, Kaninchen und Enten. Die wahrscheinlich größte Schaukel im Kreis Paderborn steht hier und sie ist eine Badewanne!
ELTERNMEINUNG
Herrlich! Was wohl eine Erlebnisgärtnerei sein mag, hatten wir uns gefragt, und die Antwort gefällt uns ausnehmend gut. Eine Erlebnisgärtnerei ist eine, die man nicht nur erleben kann, sondern vor allem eine, die so wunderbar mit Leben gefüllt ist und geführt wird. „Warum gerade Lavendel?“ wollten wir von Andreas Beine wissen, und wir konnten sofort nachvollziehen, warum es ihm diese Pflanzen mit der wunderschönen Farbe und dem betörenden Geruch so sehr angetan haben. Außerdem ist er Gärtner in dritter Generation und hat sich damit ein gutes Stück Kindheit zurückgeholt. Denn das gemeinsame Ernten (damals von Staticen) im Sommer als Großfamilie war nicht nur in der nostalgischen Rückschau ein besonders prägendes Gefühl von Ruhe, Geborgenheit und dem, was man heute wohl Achtsamkeit nennt. Kein Wunder, dass die Erlebnisgärtnerei zu vielen Ideen anregt: Seife, Sekt und Säckchen, aber auch Fototermine, Konzerte und mehr bekommt man hier.
KINDERMEINUNG
Bevor wir uns auf unseren kleinen Rundgang durch die Gärtnerei machten, bat Andreas Beine die Kinder die Hand zu heben, wenn es langweilig würde. Aber niemand hob sie, und das sicherlich nicht nur aus Höflichkeit. Auch die Kinder genossen diesen rundum sommerlichen Anblick, staunten über die Destille und schnupperten lange und gerne an dem Tropfen, den sie auf den Finger nehmen durften! Natürlich gefielen ihnen die Schaukel und die Tiere besonders gut, aber wir durften nicht gehen, bevor wir nicht auch eine Verbene mitgenommen haben, die wir zuvor gestreichelt hatten. Das duftet derartig gut nach Zitrone..
Die paar Wochen im Jahr, die man den Lavendel in Salzkotten genießen kann, sollte man unbedingt nutzen! Andreas Beine macht das auch, zum Beispiel mit zahlreichen Veranstaltungen. Und hier geht es zur Erlebnisgärtnerei.
Einen passenden Basteltipp haben wir auch noch für euch: Lavendelstäbchen.