Dein Chef, Heinz Nixdorf

Das HNF ist zweifelsohne eine der besten Anlaufstellen für ausflugswillige Familien in Paderborn. Nicht nur ist die Ausstellung so ausreichend groß und vielfältig, dass man immer wieder etwas Neues entdecken kann, auch das museumspädagogische Programm an Workshops und Kindergeburtstagsangeboten macht das HNF spannend. Ebenso ist der Veranstaltungs- und Ausstellungskalender stets prall gefüllt. Nach der Eröffnung der neuen Ausstellungsflächen zur Jubiläumswoche Ende Oktober bietet sich ein (erneuter) Besuch ohnehin dringend an.

Foto: Harald Morsch

Wir waren als Testteam an einem düsteren Herbstferientag dort, an dem sich zahlreiche Besucher und Besucherinnen im Museum tummelten. Die Plätze an der beliebten Spieleinsel waren alle besetzt, aber das Museum ist groß genug, um vielen Interessierten Platz zu bieten. Deshalb konnten wir auch bestens unsere eigentliche Testmission erfüllen. Seit dem Sommer wurde das Museumsangebot nämlich um eine App erweitert, die sich vor allem an Familien mit Kindern zwischen 8 und 12 Jahren richtet. Die dafür notwendigen Tablet-Computer muss man sich an der Informationstheke kostenlos ausleihen, zum Download ist die App nicht verfügbar. Dazu kommt noch eine wichtige Magnetkarte zum Umhängen, und ohne große Einführung kann es losgehen auf Entdeckungstour. Allerdings führt die App nicht durch die komplette Ausstellung. Vielmehr rückt sie einen besonderen und besonders wichtigen Teil in den Mittelpunkt.  „Dein Chef, Heinz Nixdorf“ stellt den berühmten Paderborner Unternehmer und Namensgeber des Museums genauer vor. Schließlich war das Gebäude, in dem man sich gerade aufhält, einmal der Sitz von dessen Firma.

Foto: Harald Morsch

Selbsterklärend und mit eingebauter Navigation führt einen das Tablet an verschiedene Stationen, die sich mit Heinz Nixdorf beschäftigen. Etwa so, wie ein neuer Mitarbeiter am ersten Tag soll man sich mit der Person und seiner Arbeit vertraut machen. Man erfährt etwas über seine Biographie, den Menschen, die Bedeutung seiner Erfindungen, seine Firma und nicht zuletzt sein Wirken in Paderborn. Die virtuelle Führung begleitet dabei in unterhaltsamer Folge von Infotexten, Rätseln, Fragen, Spielen und kurzen Filmen. Nicht nur die Idee zur dieser App stammt übrigens aus dem HNF selbst, auch die komplette Umsetzung mit Zeichnungen, Programmierung und natürlich Konzept fand dort statt.

Es ist gut möglich, gemeinsam als kleine Gruppe oder eben Familie mit der App das Museum zu entdecken, vorausgesetzt man findet eine Regelung, wer wie lange das Gerät halten und bedienen bzw. den Kartenausweis tragen darf. Größere Gruppen teilen sich besser auf, dann allerdings muss man die Tour zeitversetzt starten, da der Weg linear vorgegeben ist und man sich sonst an jeder Station drängeln würde. Am Ende weiß man nicht nur einiges mehr über Heinz Nixdorf und sein Werk, sondern bekommt auch noch eine kleine Erinnerung, die hier aber selbstverständlich nicht verraten wird.

Foto: Harald Morsch

ELTERNMEINUNG
Die Paderborner „Ureinwohnerinnen“ unter uns kennen das HNF-Gebäude mit seiner in der Sonne glänzenden Spiegelfassade noch als einen der bekanntesten Arbeitsplätze in Paderborn. Und auch Heinz Nixdorf ist uns natürlich ein Begriff, denn in unserer Jugend war er einer der bekanntesten Bürger der Stadt. Irgendein Berufskomiker prägte seinerzeit die Antwort auf die Frage, ob Paderborn eigentlich eine Stadt sei: „Nix-Dorf“, denn dieser Name war innerhalb wie außerhalb untrennbar mit der Stadt verbunden. Daher erschien es uns auf den ersten Blick gar nicht so spannend, sich die HNF-Ausstellung vor allem im Hinblick auf diesen Computer-Pionier anzusehen. Für die „Zugezogenen“ unter uns und die Kinder würde es allerdings natürlich viel Neues zu erfahren geben. Und dann lernten wir eben doch alle eine Menge und vernetzten vorhandenes (Halb-)Wissen. Die Kinder nahmen die Tablets direkt in Beschlag, und von da an waren wir Großen eigentlich auch über wie sonst was. Hilfe war nicht notwendig und Einmischung nicht wirklich erwünscht. Immerhin durften wir dabei sein. Immer wieder staunt man als Eltern, wie selbstverständlich die Kinder sich auf die Technik einlassen. Da wird nicht lange gefragt, sondern losgelegt. Und dafür ist diese App ideal. Die Altersangabe passt, denn wenn die Kinder bereits gut lesen, können sie natürlich auch selbstständiger mit der App umgehen. Für kleine Kinder sind die Fragen dann vielleicht doch etwas zu schwierig, für Ältere ist die Herausforderung nicht mehr da.

KINDERMEINUNG
In zwei Teams waren wir dieses Mal unterwegs. Zur ersten Gruppe fanden sich Milian (8 Jahre), Mika, Josua und Julius (alle 9 Jahre) zusammen, mit einem Abstand von etwa zehn Minuten folgten ihnen Kester (11 Jahre), Jella und Patricia (9 Jahre) sowie Lucia (6 Jahre). Paula (5 Jahre) durfte als kleine Schwester und Stammmitglied im Testteam diesmal nur als Zaungast mit, bog aber sowieso bald schon ab zu den Robotern, die einen durch die Ausstellung begleiten. Beide Teams stürzten sich mit Eifer und voll Bock ins Vergnügen. Sichtlich groß war die Freude daran, das Museum nicht von Exponat zu Exponat an der Seite der Großen abzuschreiten, sondern einfach drauf los zu rennen. Heinz Nixdorf war für sie ein neuer Bekannter, und die Tatsache, dass es solch einen wichtigen Erfinder in Paderborn gab, gefiel ihnen sehr. Man staunte über das alte Schulzeugnis (was da noch so benotet wurde…) und erfuhr einiges über die Ausbreitung der Firma (mit Erdkunde-Rätsel). Am Ende wie immer die unvermeidliche Frage, was denn am besten war oder was vielleicht gar nicht gefallen hat. Auf die erste war die Antwort eindeutig und einhellig: Die praktische Übung am Bankautomaten. Dagegen kann ein 3D-Drucker in Action nicht anstinken. Der wurde nur von den Erwachsenen gebührend bestaunt, von den Kindern allenfalls höflichkeitshalber kurz begutachtet und dann als alter Hut abgetan.

Foto: Harald Morsch

Gefallen hat es allen supergut. So gut sogar, dass das Ganze gerne noch länger hätte dauern dürfen. Denn schon nach einer guten Dreiviertelstunde war das Pensum erledigt. So blieb allerdings nach dem Nixdorf-Parcours noch ausreichend Zeit und Motivation, um sich weitere Ausstellungsbereiche anzuschauen. Der absolute Magnet bleiben dabei die verschiedenen Telefone. Darunter das Micky-Maus-Telefon, das wir damals sooooo gerne gehabt hätten. Und wenn man den Kids dann erklärt, wie man mit einer Wählscheibe umgeht, wird einem der Generationensprung erst so richtig bewusst. Neulich war dazu ein Bericht im Radio, dass manche Wörter aussterben, weil sie sich mit dem technischen Fortschritt schlichtweg erübrigen. Wählscheibe wäre dafür so ein Kandidat…

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