Manchmal sind wir bei unseren Testausflügen – ob zu Spielplätzen oder in Museen – erschreckend allein vor Ort, was schade ist, denn es liegt nicht an der Qualität der Ziele. Umso positiver fiel uns auf, dass bei unserem Besuch im Deutschen Polizeimuseum in Salzkotten viele Besucher an uns vorbei gingen, während wir uns vor dem alten Bahnhofsgebäude sammelten. Wir freuen uns daher ganz besonders, dass Felix Hoffmann sich Zeit genommen hat, um uns durch das Museum zu führen. Er gehört zum ehrenamtlichen Verein, der das Museum aufgebaut hat und nun pflegt und betreibt.
Seit 1987 wird die polizeigeschichtliche Sammlung gezeigt, und seit 1997 ist sie im alten Salzkottener Bahnhof beheimatet, den der Verein zu einem symbolischen Preis erwerben konnte und gründlich sanierte. Auf zwei Etagen kann man heute im nicht allzu großem, aber dafür umso schönerem Rahmen verschiedenste Exponate aus so ziemlich allen Bereichen der Polizeiarbeit anschauen. Dabei wird gleich zu Beginn unseres Besuchs klar gestellt, dass wir heute in einem Polizeimuseum sind, ganz im Gegensatz zu einem Kriminalmuseum. Solche gibt es natürlich auch, aber deren Ausstellungen beschäftigen sich mit Verbrechen und Straftätern. Hier in Salzkotten aber wird die Polizeiarbeit ins Blickfeld gerückt. Im unteren Teil des Museums, in dem auch ein Bistro beherbergt ist, das man für Feiern anmieten kann, oder wo man nach Voranmeldung bewirtet wird, bekommen wir einen Einblick in die Vielfalt unseres Tagesthemas. Zwar befinden wir uns im Deutschen Polizeimuseum, aber der Blick auf eine ganze Sammlung von Hüten oder besser gesagt: Kopfbedeckungen von Ordnungshütern verschiedener Länder und sogar Kontinente, ist schon besonders spannend. Vom Tropenhelm über einen Strohhut bis zum berühmten englischen Bobby-Helm sind da zuweilen recht außergewöhnliche Exemplare am Start. Im Erdgeschoss faszinieren aber vor allem Ausrüstungsgegenstände wie Verkehrsregelungshilfen (bestimmt nicht das korrekte Wort, aber hoffentlich verständlich…) von der einfachen Signalinsel bis zur modernen Ampel. Wir bekommen ein Fernsprechgerät vorgeführt und dürfen uns an einen Platz, wie man ihn in einer Polizeileitstelle einnehmen könnte, setzen. Hier bekommen wir auch einen Einblick darin, wie Polizeiausrüstung sich im Laufe der Geschichte verändert, da auf neue Gegebenheiten und Anforderungen reagiert werden muss. Sehr anschaulich wird das an verschiedenen Schutzwesten. Die ersten kugelsicheren Westen waren zum Beispiel so schwer, dass man damit kaum täglich hätte Streife gehen können oder sie bei einem Einsatz dauerhaft hätte tragen können. Mit der Geschichte beschäftigt sich allerdings vor allem die zweite Ebene des Museums. Dort wurde die Balkenstruktur des alten Fachwerkhauses genutzt, um offen, aber eben doch in kleinen Abteilungen verschiedene historische Etappen der Polizeiarbeit darzustellen. Und mit Betreten der ersten dieser Kammern begibt man sich gleich ganz weit zurück bis in die Kaiserzeit und Weimarer Republik, von denen preußische Pickelhauben und eine Fotografie der gesamten Paderborner Polizeibelegschaft aus dem Jahr 1920 erzählen. Durch eine echte und damit für uns alle sehr beeindruckende Gefängnistür betreten wir den Ausstellungsbereich der Polizei im Dritten Reich und gehen weiter zur jungen Bundesrepublik. Und so wandern wir durch die Geschichte der Polizei, die auch manche Überraschung bereit hält. Geöffnet ist das Museum an jedem ersten Sonntag im Monat von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Mit Voranmeldung ist der Besuch aber auch zu anderen Terminen und je nach Zeitlage sogar kurzfristig möglich. Auch Kindergeburtstagsgruppen oder Schulklassen sind gerne willkommen.
ELTERNMEINUNG:
Das Museum und insbesondere die Führung waren sehr, sehr interessant. Herr Hoffmann war ein ausgesprochen engagierter Museumsführer und als pensionierter Polizeibeamter und Mitbegründer des Museums natürlich besonders vertraut mit allem Ausgestellten. Wir haben einen guten Einblick bekommen, wie sich die Polizei im Laufe der Zeit verändert hat. Wohl keinem von uns war zuvor klar, dass die Ausrüstung unserer Freunde und Helfer so lange so wenig ausgefeilt war. Vielleicht musste sie das lange Zeit auch gar nicht sein, aber wer hätte gedacht, dass erst im Zuge der 1968er-Demonstrationen Schutzschilde eingeführt wurden, die dann allerdings zunächst einfach geflochtene Scheiben waren. Später erst wurden daraus Plexiglasschilde, und noch später dann ging man zur eckigen Form über, um sich besser schützen zu können und gleichzeitig den Durchblick zu behalten. Wir Großen hatten auch großen Spaß an den alten Verbrecheralben mit besonders hübschen Verbrecherfotos eben. Man könnte meinen, dass den Kindern langweilig geworden wäre angesichts der vielen historischen Exponate oder der im Vergleich zu anderen Museen und Ausstellungen eher wenigen interaktiven Ausstellungsstücke. Hier gibt es keine Hörstationen, Audioguides, Museumsrallyes, Fühlkästen oder ähnliches. Aber sie waren während der etwa anderthalbstündigen Führung durchweg sehr aufmerksam und bis zum Schluss interessiert. Man konnte förmlich die Ehrfurcht vor der Institution Polizei spüren. Allerdings waren wir uns auch mal wieder einig, dass die Führung einen großen Teil des gelungenen Besuchs ausgemacht hat. Wären wir alleine durch die wirklich üppige Vielfalt an Ausstellungsstücken gegangen, hätten wir sicherlich vieles gar nicht entdeckt und noch mehr nicht zu deuten gewusst. Aber so oder so empfehlen wir den Besuch im Deutschen Polizeimuseum Salzkotten!
KINDERMEINUNG
Als wir rumgefragt haben, wer diesmal mit möchte, um ein Ausflug zu testen, fiel schon auf, wie groß das Interesse an gerade diesem Museum ist. Keines der Kinder war zuvor schon hier gewesen und viel zu viele von uns wussten gar nicht, dass es hier ganz in der Nähe ein solches Ziel gibt. Insofern war es ein großes Testteam, mit dem Herr Hoffmann es aufnahm. Es bestand aus Noah (10), Charlotte, Erik und Leonard (7), Merit, Julius und Lissy (alle 6) und Liliane und Christopher (beide 5). Um ehrlich zu sein, hatten die Kinder sehr viel mehr davon erwartet, was sie aus Fernsehen und Spielzeugwelt kennen: Blaulicht, Sirenen, schmucke Uniformen und jede Menge Technik. Und so waren sie doppelt erstaunt über das, was sie hier zu sehen bekamen. Aber ganz weit vorne war auf jeden Fall das Polizeimotorrad, auf das man sich richtig drauf setzen durfte. Dazu konnte man sogar eine echte Polizeimütze aufsetzen! Ein perfektes Fotomotiv und einfach soooo cool. Besonders die Mädchen waren kaum wieder vom Sitz zu bekommen. Alle waren sehr beeindruckt vom Fernschreiber, den wir in Aktion zu sehen bekamen. Als Julius die 5 auf der Wählscheibe anrufen sollte, musste er passen. Und die anderen Kleinen konnten nicht helfen. Woher sollen sie es auch können? Erik meinte, ihm habe das Modell einer Anti-Atomkraft-Demo gefallen, das die Modellbaugruppe des Museums detailgetreu aufgebaut hat. Und Noah als Ältester der Gruppe musste herhalten, als es galt, die sogenannte Knebelkette vorzuführen. Damit wird einem keineswegs der Mund geknebelt, sondern sie ist eine Art Handfessel, mit der man ohne Widerstand diskret und schmerzfrei, bei Widerstand bestimmt und weniger schmerzfrei abgeführt werden konnte. Man merkte, dass die Kinder einiges zum Nachdenken mitbekommen haben, denn neben den ersten Eindrücken, fiel ihnen im Verlauf des nächsten Tages immer mal wieder etwas von dem Gesehenen ein. Ein schöner, lehrreicher und nachhaltiger Ausflug also!