Mit Entdeckerkindern unterwegs
Wenn man mit Entdeckerkindern unterwegs ist, ist ein Ausflug in die DASA genau das Richtige. Ein indianisches Sprichwort besagt, dass man erst hundert Schritte in den Mokassins eines anderen gegangen sein muss, um ihn zu beurteilen. Wenn man die Arbeitsbedingungen eines anderen erfahren möchte, sollte man sich ebenso für eine Zeit an seinen Platz begeben. Und das, um es kurz zu fassen, kann man in der DASA. Denn diese Ausstellung beschäftigt sich mit den Bedingungen, unter denen Menschen in verschiedenen Zeiten seit der Industrialisierung gearbeitet haben, inzwischen arbeiten und in Zukunft arbeiten werden. Besonderes Augenmerk lenkt man dabei auf Arbeitsschutz.
Mal ehrlich, nur vom Namen her wären wir vermutlich nicht auf die Idee gekommen, nach Dortmund zu fahren, um dieses Museum zu besuchen. Dabei klingt der Name jetzt schon frischer als bei der Gründung 1993 als „Deutsche Arbeitsschutzausstellung“. Aber zu unserem großen Glück wurde uns dieser kreative Lernort wärmstens empfohlen, so dass wir nicht alle zum ersten Mal dort waren, als wir nun mit unserem Testteam einen Ferientag dort verbrachten. Die Wiederkehrer genossen den Besuch ebenso sehr wie die Neulinge.
Robotern Befehle erteilen und im Cockpit eines Hubschraubers Platz nehmen
Wir waren diesmal „nur“ in der Dauerausstellung unterwegs, denn die allein bietet schon jede Menge Interessantes, Abwechslung und vor allem viel zum Mitmachen und Ausprobieren. Auf zwei Etagen stellen sich verschiedene Arbeitswelten vor, die jede für sich schon eine eigene Ausstellung abgeben. In der Druckerei vollzieht man die Entwicklung vom Letternsatz zum Offsetdruck nach, in der Weberei den Fortschritt vom einfachen Webstuhl zur modernen Textilproduktion. In der Stahlhalle kann man einen Hochofen bestaunen, in der Energiehalle nimmt man am Schaltpult eines Kraftwerkes Platz. Man kann Robotern Befehle erteilen und im Spazieren durch einen Gehörgang erfahren, welchen Lärm manche Berufsgruppen auszuhalten haben. Man setzt sich ins Cockpit eines Hubschraubers und bestaunt eine nagelneue Lastendrohne.
Das Thema mag für manche dröge klingen, die Darstellung und die Aufbereitung sind es kein bisschen. Hier kann man anfassen, anschauen und ausprobieren. Auf zahlreichen Stühlen nimmt man Platz, um Arbeitsbereiche kennen zu lernen, und mehr als einmal bekommt man ein recht klares Bild davon, wie wichtig Arbeitsschutz ist und wie viel sich dort bei uns in den letzten 150 Jahren glücklicherweise getan hat. Wenn man eine Staublunge anschaut oder praktisch probiert, wie viel die richtige Haltung beim Heben, Schieben und Tragen ausmacht, spürt man sehr eindrücklich, welchen gesundheitsschädlichen Bedingungen Stahlarbeiter oder auch Weberinnen früher ausgesetzt waren.
Sonderausstellungen, Angebote und Vorführungen
Die Exponate der DASA sind so vielfältig und abwechslungsreich wie die Welt der Berufe selbst. An einem Tag kann man sich einen Eindruck verschaffen, aber längst nicht alles genau anschauen. Es lohnt sich immer, durchs aktuelle Programm zu blättern, denn in der DASA bewegt sich einiges. Die Angebote des Tages begrüßen die Besucher gleich am Eingang auf einem Bildschirm. Wir empfehlen die Maker Faire, eine Art Erfindermesse, die dort einmal im Jahr (das nächste Mal im März 2019) stattfindet. Aber auch die Sonderausstellungen lohnen den Besuch. Ab Mitte September 2018 laden „DieTüftelgenies“ zu genialen Erfindungen, spannenden Tüfteleien und verrückten Geistesblitzen ein. Und täglich gibt es Kreativangebote und Vorführungen.
Selbermachen und Mitmachen
ELTERNMEINUNG
Wir selbst hätten noch viel mehr stehen bleiben und lesen und anschauen können, aber dann hätten wir es niemals komplett durch die Ausstellung geschafft an diesem Tag. Und auch die Kinder mussten wir von verschiedenen Stationen regelrecht losreißen. Sehr gelegen kamen uns die Selbermacher-Stationen, bei denen in fast jeder Arbeitswelt auf einem Tisch ein passendes Bastelangebot perfekt vorbereitet wartet. So kann man Papierflieger falten, Zeitungsschnecken basteln oder Freundschaftsarmbänder flechten. Wenn dann eines der Kinder sich genug umgeschaut hatte, konnte es sich kreativ beschäftigen, bis die anderen auch soweit waren. Herrlich und einfach unbezahlbar waren die seriösen und gewissenhaften Mienen, die die Kinder an den Tag legten, sobald sie etwa im Kraftwerk die Knöpfe drückten. Wenn Kinder einem den Spiegel vorhalten, wie es heißt, scheinen wir Arbeit offenbar als etwas sehr Wichtiges, Ernsthaftes und Respekt einflößendes vorzuleben.
Die Mitmachangebote sind wirklich breit gefächert und so kommt jede Altersstufe mal auf ihre Kosten, auch wenn man eben zuweilen einsehen muss, dass man einfach noch zu wachsen hat. In den Flugsimulator darf man eben erst ab 15 und für den Space Curl muss man Mindestgewicht mitbringen. Aber Gabelstapler und LKW kann man virtuell schon ab 10 Jahren fahren, und das wurde natürlich ausprobiert.
In diesem Museum ist man auf Familien- und Kinder-Gruppen-Angebote eingerichtet, wie man ganz deutlich immer wieder merkt. Die Gastronomie ist eher alte Schule, aber bietet das, was das Kinderherz begehrt, und darüber hinaus wurde im Innen- und Außenbereich an Picknickbereiche gedacht.
KINDERMEINUNG
Mädchen und Jungen, 11-jährige und 7-jährige, traten diesmal zum Ausflugstest an. Und alle hatten Spaß. Es gibt viel Platz, man kann auch mal laufen und man kann und darf so viel anfassen! Ein Mitmachmuseum, wie es das Kinderherz begehrt. Die Simulatoren-Plätze waren natürlich heiß begehrt. LKW fahren darf man buchstäblich, bis es kracht, und das geht relativ schnell, wenn man noch unsicher ist, welches Pedal die Bremse ist… Im Tower die Geschicke des Flugplatzes zu lenken, machte ganz offensichtlich so viel Spaß, dass die Großen hier auch eine ganze Schicht verbracht hätten. Überhaupt waren alle immer am meisten in ihrem Element, wenn sie einen Moment in die Rolle eines Mitarbeiters schlüpfen konnten. Sehr gut kam auch die kurze „Geisterbahn“ durch die Tücken des Arbeitsalltags in der Stahlhalle an, wo es vor allem dunkel ist, aber Hinweise und Warnungen aufblitzen.
Unsere drei Lieblingsstationen in der DASA
Am meisten Zeit aber verbrachten wir aber an diesen drei Stationen:
Erstens im Farngarten, in dem es um die Bedeutung der Sinne geht. Eine Vielzahl von kleinen Experimenten rund ums Sehen, Hören, Riechen und Tasten (Schmecken weniger) musste erprobt werden. Sinnesschärfung und Sinnestäuschung versiucht man hier. Schon mal an Blau gerochen? Schon mal die Reaktionszeit geprüft? Schon mal das multiple Ich im Spiegelgang betrachtet?
Zweitens im Bereich der neuen Arbeitswelten zwischen 3-D-Drucker und Drohne und vor allem der Möglichkeit, sein eigenes Zukunfts-Ich als Avatar auf eine Wand beamen zu lassen. Am Computer sucht man aus, wie man in Zukunft leben und arbeiten möchte und erstellt so eine Figur für die Projektion. Die Kinder setzten in ihrer Prioritätenliste Erfolg und Spaß übrigens recht weit oben an. Die Auswahl von Beil und Rollstuhl als Arbeitsgerät in einem Fall allerdings befeuert das Kopfkino…
Drittens schließlich bot die Kinderbaustelle im Innenhof den Rahmen unseres Besuches: Gleich am Anfang entdeckt, musste sie zwingend ausgecheckt werden und wir konnten keinesfalls den Ort des Geschehens verlassen, ohne dort mit einem kleinen Picknick und tatkräftigem Einsatz den Tag nach etwa sechs Stunden ausklingen zu lassen. Auf einem nicht ganz kleinen Haus (das aber gut gesichert ist) können Kinder bis 12 Jahre Bauarbeiter sein. Steine zu Wänden stapeln und Ziegel aufs Dach legen darf man, nachdem man sich natürlich passend mit Helm und Handschuhen ausgerüstet hat. Laster und Förderband, Schubkarren und Besen stehen bereit und machen allen Altersstufen einen Heidenspaß.
Wir waren heute auch zum ersten Mal in der DASA und bestimmt folgen noch mehr Besucher dort.
Leider war es sehr regnerisch und so konnte die Baustelle leider nicht so intensiv bespielt werden. Unser Sohn war so beeindruckt, dass wir nur einen kleinen Einblick bekommen haben.