Bereits seit einigen Wochen weichen die bunten Alltagsmasken aus den Gesichtern und werden ersetzt durch sogenannte medizinische Masken, deren Tragen nun an vielen Stellen verpflichtend wurde. Für Kinder sind sie nicht unbedingt verpflichtend, aber viele Familien möchten sie doch nutzen, gerade im Hinblick auf die anstehenden Schul- und Kita-Öffnungen. Wir durften einige Fragen rund um dieses Thema mit der Apothekerin Melanie Lentz aus der Paderborner Dom-Apotheke besprechen.
Was meint man eigentlich mit „medizinische Maske“ und warum zieht man sie nun den einfachen Alltagsmasken vor?
Unter „medizinscher Maske“ versteht man Einwegprodukte, die normalerweise im Klinikalltag oder in Arztpraxen verwendet werden. Sie sind in der Regel mehrschichtig aufgebaut und bestehen aus speziellen Kunststoffen. Außerdem ist ein spezielles Filtervlies eingearbeitet. Zudem haben sie klar definierte Filtereigenschaften („OP-Maske“/ „partikelfiltrierende Halbmaske“) und sind als Medizinprodukte zugelassen (erkennbar an dem CE-Kennzeichen). Somit haben sie ein spezielles Verfahren durchlaufen und die erforderlichen Vorgaben wurden geprüft und nachgewiesen.
Medizinische Masken dienen hauptsächlich zum Fremdschutz, sodass das Gegenüber vor Tröpfchen geschützt wird. Sie schützen Träger*Innen eher vor direkter Erregerübertragung. FFP2- und FFP3-Masken schützen sowohl Träger*Innen als auch sein Gegenüber vor Tröpfchen und Aerosolen.
Im Gegensatz zu „Alltagsmasken“ sind die Filtereigenschaften klar definiert und geprüft (CE Kennzeichen). „KN95“ und „N95“ sind andere Bezeichnungen aus den USA bzw. Asien, die der Durchlässigkeit von FFP2-Masken entsprechen (sie filtrieren 95% der Partikel heraus).
Alltagsmasken unterliegen keiner rechtlichen Vorschrift, wie sie beschaffen sein müssen oder aus welchem Material sie aufgebaut sind.
Was bedeutet „FFP2“ bzw. „FFP3“? Wieviel Schutz kann man mit Masken gegen Viren überhaupt erreichen?
FFP bedeutet aus dem englischen filtering face piece, also partikelfiltrierende Halbmaske. Sie werden als Arbeitsschutz eingesetzt und weisen, je nach Ausführung (FFP1/FFP2/FFP3) eine unterschiedliche Dichtigkeit auf, die nach europäischen Maßstäben festgelegt sind:
FFP1-Masken halten mindestens 80% der Schadstoffe aus der Luft zurück bis zu einer Partikelgröße von 0,6µm (hierunter fallen Partikel auf Wasser-/Öl-Basis, Stäube) und die FFP1-Masken werden häufig in der Lebensmittelindustrie eingesetzt.
FFP2-Masken filtrieren mindestens 94% der Partikel heraus (auch hier bis zu einer Partikelgröße von 0,6µm), worunter sog. Fibrogene Partikel, Aerosole, Nebel und Rauche fallen.
Unter FFP3-Masken versteht man eine Zurückhalten der Partikel von mindestens 99% aus der Umgebung und einer Größe von 0,6µm. Sie filtern u.a. Stäube, Rauche, Aerosole und Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Pilzsporen).
Sofern die Masken richtig getragen werden und auch die Handhabung hygienisch ist, kann die Übertragung von Viren deutlich verringert werden.
Kann man diese Masken auch selbst nähen oder anderweitig herstellen oder worauf sollte man beim Kauf besonders achten?
Leider kann man solche filtrierenden Masken nicht selbst herstellen, außerdem ist es nicht möglich, die Dichtigkeit dieser Masken zu prüfen.
Wie bewerten Sie die von manchen Herstellern angebotenen Anti-Viren-Stoffmasken als Alternative?
Leider machen die Hersteller solcher Masken keine Angaben zur Art der Inaktivierung von Viren und zur Filtereigenschaft der Maske, sodass es schwierig ist, diese Masken einzuordnen. Allerdings sieht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM; nationale Zulassungsstelle für Arzneimittel und Bewertung von Medizinprodukten) diese Masken nicht als „medizinische Masken“ an.
Gibt es spezielle Kindermasken oder zumindest verschiedene Größen?
Für Kinder gibt es auch OP-Mundschutze und FFP2 Masken, die kleiner sind als die der Erwachsenen. Dies ist wichtig für den richtigen Sitz der Maske. Wenn die Masken deutlich zu groß sind, wird die eingeatmete Luft nicht durch die Maske filtriert, sondern „an den Seiten ungefiltert“ eingeatmet.
Gibt es Besonderheiten für Kinder beim Tragen der medizinischen Masken?
Für die Anwendung von medizinischen Masken bei Kindern gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie für Erwachsene. Allerdings sind erst Masken für Kinder ab sechs Jahren notwendig (lt. Gesetzgeber). Ob für Kinder ein OP-Mundschutz oder eine FFP2-Maske verwendet wird, sollte individuell und situativ entschieden werden.
Sind sie für Kinder überhaupt sinnvoll?
Auch diese Frage muss individuell entschieden werden. Säuglinge beispielsweise dürfen auf gar keinen Fall eine Maske tragen! Im Kleinkindalter ist der „richtige“ Umgang mit der Maske noch schwierig, was den Zweck der Maske dann nicht erfüllt. Für größere Kinder gilt grundsätzlich: Medizinische Masken können eine Ausbreitung von Atemwegsinfekten nicht gänzlich verhindern, aber möglicherweise einschränken, sofern sie richtig getragen werden. FFP2 Masken können das Atmen erschweren (was man ja selbst als Erwachsener merkt), eine verringerte Sauerstoffzufuhr muss aber nicht befürchtet werden, da die Masken an den Seiten nicht abgedichtet sind. Es wird dann allerdings anstrengender für das Kind.
Natürlich kann es auch medizinische Gründe geben, dass eine Maske indiziert ist, zum Beispiel dann, wenn bestimmte Vorerkrankungen (Asthma/Mucoviszidose/verringertes Immunsystem durch Vorerkrankung) bestehen. Hier sollte situativ und dem Kind entsprechend ein Mundschutz ausgewählt werden.
Welche wichtigen Regeln sollte man mit den Kindern beim Auf- und Absetzen bzw. Tragen der Masken einüben?
Auch bei Kinder-FFP2-Masken gelten die gleichen Regeln zur Handhabung, die bei Erwachsenen-FFP2-Masken gelten. Das Anfassen auf der Außenseite der Maske sollte beispielsweise vermieden werden und auch die Tragedauer berücksichtigt werden (medizinische Masken sollten keinesfalls feucht werden, weil sie dann durchlässiger werden). Bei FFP2-Masken besteht der Filter auf der gesamten Fläche der Maske, der sich mit der Zeit „zusetzt“. Somit sollte eine FFP2 Maske nicht länger als insgesamt acht Stunden getragen werden. Sie kann allerdings über mehrere Tage für kurze Zeit getragen werden, sofern dann ein hygienischer Umgang mit ihr beachtet wird.
Wie kann man die Masken sicher wiederverwerten und wie oft?
Generell sollte beachtet werden, dass es sich bei medizinischen Masken um Einwegprodukte handelt. Daher sollte die Maske nicht zu lange und nicht zu häufig verwendet werden. Zudem gibt es ständig neue Erkenntnisse, wie die Masken am besten desinfiziert und wiederverwendet werden können. Eine gute Übersicht dazu geben die FH Münster und das BfArM.