Monika Richling und Claudia Hefer vom FUD Paderborn

Wenn man in der Paderborner Innenstadt durch die Königstraße geht, kommt man an einem freundlichen Schaufenster vorbei, auf dem ein fröhliches Königskind und die Aufschrift „FUD Königstraße“ prangt. Für alle, die schon immer neugierig waren, was sich dahinter verbirgt und die es noch nicht herausgefunden haben, waren wir dort. Wenn man nämlich durch diese Tür tritt, öffnen sich bunte und einladende Räume und der Wirkungsbereich von Monika Richling und Claudia Hefer, die uns für dieses Interviewporträt von ihrer Arbeit beim Familienunterstützenden Dienst erzählt haben. Der FUD ist für Familien da, in denen Kinder mit Behinderung oder einer Besonderheit in der Entwicklung leben. Ein Gespräch über Inklusion, Integration, besondere Kinder und individuelle und unkomplizierte Hilfe.

Hasenfenster

Natürlich habe ich zur Vorbereitung ein bisschen auf der Homepage des FUD, also des Familienunterstützenden Dienstes, gestöbert. Daher weiß ich, dass es Sie seit 1996 gibt. Das ist noch relativ jung, finde ich.

MONIKA RICHLING

Tatsächlich gibt es diese Einrichtung als ambulanten Dienst seit 1996. Immerhin konnten wir im letzten Jahr schon unser 20jähriges Jubiläum feiern und werden das in diesem auch noch etwas größer begehen! Zu uns gehört aber auch eine stationäre Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung in Kirchborchen, die schon länger besteht. Sie wurde von mehreren Elterninitiativen gemeinsam gegründet.

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Dort leben Jugendliche oder Erwachsene mit Behinderung zusammen und werden, wo nötig, betreut. Richtig?

CLAUDIA HEFER

In dieser Einrichtung wohnen vor allem Erwachsene, die auch schon in einer Werkstätte arbeiten. Aus dem Leben und der Arbeit in Kirchborchen heraus wurde klar, dass es eigentlich eine weitergehende, früher einsetzende Unterstützung geben sollte. Die Unterstützung für Familien mit Kindern, die eine Behinderung haben, muss auch ambulant möglich sein und zu Hause oder in der Schule anfangen. Dafür sind wir nun da.

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Wer ist Träger dieser beiden Einrichtungen?

CLAUDIA HEFER

Das ist inzwischen der Paritätische Wohlfahrtsverband. Wir arbeiten gemeinnützig, konfessionslos und lokal. Daher sind wir dort besonders gut aufgehoben. Das ist unser Dachverband, unter den unser Dienst sich einordnet.

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Wie viele Menschen arbeiten hier?

MONIKA RICHLING

Es gibt zwei Bereiche. In der hauptamtlichen Arbeit in Verwaltung und Konzeption etc. sind wir 11 Mitarbeiterinnen, bei der Pflege und Unterstützung in der Familie kann man unterscheiden zwischen den Kräften, die in der Schule sind – das sind etwa 140 Leute – und denen, die in den Familien in der Freizeit unterstützen – das sind ungefähr 100 bis 110 Leute.

CLAUDIA HEFER

Überhaupt teilen wir unser Angebot in die Bereiche Beratung, Freizeit, Schule und Gruppenangebote.

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Ich bin jetzt mal ganz ehrlich: In meinem Leben hatte ich bisher nur wenig mit Menschen mit Behinderung zu tun und bin daher oft ein bisschen unsicher. Zuerst stolpere ich hier schon über die Begrifflichkeiten. Was ist denn ein positiver, respektvoller Begriff? Menschen mit Handicap, Menschen mit Behinderung?

MONIKA RICHLING

Das ist manchmal wirklich nicht ganz leicht. Allgemein spricht man heute vor allem von Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigungen. Aber auch das ist uns noch zu sperrig. Daher haben wir hier den Begriff der „Königskinder“ geprägt. Das ist positiv besetzt und soll eben das Besondere, nicht das Beschränkende in den Vordergrund stellen.

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Wer darf denn zu Ihnen kommen? Was ist die Eintrittskarte?

CLAUDIA HEFER

Eine Eintrittskarte gibt es nicht. Jeder kann kommen, der meint, er habe einen Beratungsbedarf im Hinblick auf die Unterstützung bei der Pflege und Erziehung seines Kindes. Dafür muss nicht unbedingt eine Diagnose gestellt worden sein. Oft sind die Kinder noch sehr klein, deren Eltern sich bei uns Hilfe holen. Oder man hat eben nur so ein Gefühl, dass da irgendetwas sein könnte. Wir sind dann auch dafür da zu schauen, was die Eltern schon unternommen haben und zu beraten, was zu tun sinnvoll wäre. Ist es vielleicht ratsam, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen oder eine Pflegestufe? Solche Fragen klären wir.

MONIKA RICHLING

Uns ist es ganz wichtig, die Familien dort abzuholen, wo sie stehen, ihnen unkompliziert und individuell zu helfen.

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Werden auch Menschen direkt zu Ihnen geschickt?

MONIKA RICHLING

Ja, das kommt oft vor. Manchmal sind es Erzieherinnen in der Kita, die bemerken, dass in einer Familie dringend Entlastung benötigt wird. Die empfehlen dann vielleicht, uns zu besuchen. Zumeist sogar werden Eltern von außerhalb der Familie angesprochen, ob sie Hilfe benötigen.

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Ich stelle mir vor, dass es ein großer Schritt ist, zu Ihnen zu kommen. Auch wenn das sicherlich Blödsinn ist, hat man doch vermutlich irgendwie das Gefühl, als Eltern versagt zu haben, wenn man sich von außen Hilfe holt. Allgemein wertet man in unserer Gesellschaft offenbar die Entwicklungen und die Leistungen des Kindes noch häufig als persönlichen Erfolg oder eben Misserfolg.

CLAUDIA HEFER

Sicherlich empfinden viele das so. Es ist ein Eingeständnis „da“ angekommen zu sein. Letztlich ist es aber natürlich der einzig richtige Schritt, sich Hilfe zu holen, und sicherlich kein Anzeichen von Schwäche oder Versagen.

MONIKA RICHLING

Und es gibt durchaus auch sehr selbstbewusste junge Eltern, die hierherkommen, um sich die bestmögliche Unterstützung für sich und ihre Kinder zu sichern.

Hasenfenster

Das hat vielleicht auch damit zu tun, ob man schon eine Diagnose hat, vielleicht schon von Geburt oder Säuglingsalter an, oder noch nicht weiß, ob und was mit dem Kind los sein könnte.

CLAUDIA HEFER

Genau. Wenn man ein Kind mit Down Syndrom hat, stellt man sich von Anfang an auf ein anderes Leben ein, als wenn bei einem Kind beispielsweise später ADHS diagnostiziert wird. Meistens wird man auch dann von außen darauf gestoßen, weil die Eltern selbst ihr Kind anders wahrnehmen oder wahrnehmen wollen.

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Eltern vergleichen ihre Kinder so furchtbar gern …

MONIKA RICHLING

Es kann sehr belastend sein, wenn in der Krabbelgruppe alle von vielen kleinen Fortschritten berichten, und man selbst sieht, dass das eigene Kind sich anders entwickelt. Vor einiger Zeit hat daher eine Studentin für uns als Projekt das Café Königskinder entwickelt und begleitet. Dabei treffen sich Eltern von Kindern mit Besonderheiten zu einem lockeren Frühstück in unseren Räumen, um sich auszutauschen, Dabei sieht man dann, dass es anderen genauso geht und man kann sich gegenseitig Tipps geben, die wir nicht geben können. Wir sind bei diesen Frühstücksrunden dabei, aber sie werden von uns begleitet und eben nicht geleitet.

CLAUDIA HEFER

Leider sind die ersten Kinder dieser Gruppe inzwischen entwachsen, und obwohl es ein offenes Angebot war, kamen nur wenige nach. Vielleicht weil die Gruppe recht eingeschworen war. Das ist sehr schade, da wir sehen konnten, wie gut dieser Ansatz ist und wie wichtig und wertvoll für die Familien.

MONIKA RICHLING

Wir werden das Angebot deshalb nun wiederbeleben. Am 8. März 2017 starten wir neu. Das Café Königskinder trifft sich dann alle 14 Tage hier in den Räumen des FUD zum Austausch, Frühstücken und Spielen von 9:30 Uhr bis 11:00 Uhr.

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Eine wesentliche Säule Ihrer Arbeit ist die Vermittlung von sogenannten „I-Kräften“ für die Schule. Ich habe jetzt bewusst die Auflösung der Abkürzung vermieden, denn was ich noch so gar nicht verstanden habe, ist der Unterschied zwischen „Integration“ und „Inklusion“: Wenn mir den eine von Ihnen bitte erklären könnte!

CLAUDIA HEFER

„Inklusion“ hat „Integration“ eigentlich abgelöst. Der Begriff ist weiter gefasst. Bei der Integration geht man davon aus, dass es eine Gesellschaft gibt und Menschen, die daran nicht teilhaben, die außerhalb davon stehen. Deshalb muss man ihnen helfen, hinein zu gelangen. Inklusion aber meint eine Gesellschaft, die aus ganz vielen verschiedenen Menschen besteht, egal welche Besonderheiten sie mitbringen. Eine Gesellschaft für alle! Da muss man niemanden mehr integrieren.

Hasenfenster

Verstehe, es geht nicht länger um irgendeine Form von Anpassung, sondern um das Verständnis der Gesellschaft dahingehend, dass jeder darin einen Platz hat. Klingt für mich toll, aber auch sehr optimistisch. Was sind also I-Kräfte in der Schule? Wen vermitteln sie da?

CLAUDIA HEFER

Wir verstehen sie im Grunde als Assistenten. Es gibt keine spezielle Ausbildung oder berufliche Qualifikation dafür, auch wenn viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus entsprechenden Bereichen kommen. Grundvoraussetzung aber ist das Interesse an der Arbeit. Oft ist diese Tätigkeit der Wiedereinstieg ins Berufsleben nach der Familienphase. Je nach Einzelfall ist eine Betreuung aber auch nur mit spezieller Ausbildung möglich. Solche Personalentscheidungen treffen wir hier.

Hasenfenster

Wenn wir nun von einer Gesellschaft im Sinne von Inklusion ausgehen, ist es doch eigentlich widersinnig, ein Kind als „anders“ zu kategorisieren. Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein?

MONIKA RICHLING

Die Arbeit wird von verschiedenen Stellen finanziert, wie der Pflegekasse oder von Sozial- oder Jugendamt. Es sind auch öffentliche Gelder, die hier eingesetzt werden. Deshalb muss es natürlich eine Diagnose von Kinderarzt, Psychologe oder einer anderen Stelle geben, um die Ausgaben zu rechtfertigen. Wenn eine Leistungsberechtigung vorliegt, kommen die Eltern damit zu uns und wir können für das Schuljahr eine Kraft vermitteln.

Hasenfenster

Es sind fast immer Einzelfallhilfen, die geleistet werden, aber nach allem, was ich über Inklusionskräfte in der Schule gehört habe, frage ich mich immer, ob es um Hilfe für das einzelne Kind oder die Klasse, die Schule, den Unterricht geht.

MONIKA RICHLING

Im Idealfall all das. Die Kraft fungiert als Brückenbauer zwischen dem Kind und der Klasse, vielleicht auch den Lehrern. Sie soll möglich machen, dass das Miteinander funktioniert.

CLAUDIA HEFER

Immer steht Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund. Die Mitarbeiter kleben nicht an dem einen Kind und heben jeden Stift auf oder lösen jede Aufgabe. Idealerweise machen sie sich im Laufe der Zeit selbst überflüssig, was bei permanenten Beeinträchtigungen natürlich nicht möglich ist.

Hasenfenster

Muss ein Kind denn erstmal in der Schule scheitern, bevor eine solche Hilfe hinzugeholt werden kann?

MONIKA RICHLING

Oftmals wird schon bei der Schuluntersuchung eine Empfehlung ausgesprochen. Meistens schauen die Schulen aber zunächst ein paar Wochen, wie es tatsächlich läuft, bevor sie dazu raten.

Hasenfenster

Meinem Eindruck nach sind es längst nicht mehr vornehmlich die Kinder im Rollstuhl oder mit anderen körperlichen Einschränkungen, um die es bei solchen Programmen geht. Oder täusche ich mich?

CLAUDIA HEFER

Hauptklientel in diesem Bereich sind tatsächlich inzwischen Kinder mit Traumatisierungen oder ADHS/ADS.

Hasenfenster

Stimmt es eigentlich, dass Förderschulen nach und nach abgeschafft werden?

MONIKA RICHLING

Einige sind bereits geschlossen worden, vor allem im Förderschwerpunkt „Lernen“. Aber sicherlich gibt es einige, die bestehen bleiben werden, wie etwa im Bereich „Sehen“ oder „geistige Entwicklung“.

Hasenfenster

Ich bin da so skeptisch. Auf der einen Seite ist es für die Mitschüler dann doch eben oft ein Kind, das anders ist, das schwierig ist, das stört, um das man einen Bogen macht. Dann will doch keiner daneben sitzen oder mit ihm/ihr spielen. Das macht das Klassengefüge komplizierter. Und auf der anderen Seite steht das besondere Kind, das ständig Frust erlebt, weil es vielleicht schwerer lernt, schwerer Freunde findet, nicht wirklich in die Klassengemeinschaft hineinfindet. Andererseits werden aber bestimmt vor allem die Geschichten erzählt, die nicht klappen. Kennen Sie andere? Gibt es die?

MONIKA RICHLING

Ja, auf jeden Fall. Sicherlich ist das eine große Aufgabe, aber mit der Unterstützung der I-Kräfte können viele Hilfsbausteine gegeben werden. Sie kommen da zum Einsatz, wo Unterricht sonst nicht mehr gemeinsam stattfinden kann. So werden beispielsweise Auszeiten möglich. Man kann mit dem Kind mal rausgehen, wo es -beaufsichtigt- auf dem Schulhof eine Runde rennt und tobt, man geht für eine Weile in einen Nebenraum, arbeitet da alleine oder auch an etwas anderem. Mir fallen da ganz tolle Beispiele ein. Es sind manchmal schon kleine Hilfen, die einen großen Unterschied machen.

CLAUDIA HEFER

Wir haben einen Jungen hier, der aufs Gymnasium geht und schon ab Klasse 5 gab es Schwierigkeiten. Einträge ins Klassenbuch täglich, Konflikte mit Mitschülern und Lehrern auch jeden Tag. Man muss es der Schule hoch anrechnen, dass sie das Kind nicht einfach verwiesen hat. Die Eltern haben sehr für eine I-Kraft gekämpft und sie schließlich auch bekommen. Wir haben dorthin einen jungen Mann vermittelt, der keine pädagogische Ausbildung hatte. Der war auch nicht ein typischer Typ dafür. Eher cool und lässig, ein großer Kerl. Und dann hat einfach die Chemie gestimmt, und das sowohl in der Beziehung zum Kind als auch zur Klasse. Und damit war er der ideale Brückenbauer. Dazu kam seine eigene Erfahrung mit einer schwierigen Schullaufbahn. Er konnte dem Jungen eindrücklich und authentisch vermitteln, dass sein Rebellieren letztlich nur ihm selbst schadet und ihn zum Außenseiter macht. Er war ein akzeptiertes Vorbild, was Lehrer oder Eltern in diesem Fall nicht sein konnten. Inzwischen ist der Junge in der Mittelstufe, und es läuft wunderbar.

MONIKA RICHLING

Deshalb ist es für uns auch so wichtig, individuell entscheiden und vermitteln zu können.

Hasenfenster

Haben Sie dabei Standards oder Richtlinien?

MONIKA RICHLING

Nein, das gibt es nicht. Natürlich gibt es Vorgespräche, in denen nach Interessen  und ähnlichem gefragt wird. Und selbstverständlich schauen wir auch nach Alter, nach Geschlecht etc. Schließlich würde man eben einem Jungen in der Pubertät besser keine sanfte, ruhige Frau schicken und einem Mädchen in der Grundschule schon vom Gefühl her keinen Mann an die Seite setzen.

Hasenfenster

Sie haben mir das schöne Bild vom Brückenbauer gegeben. Wie ist die Aufgabe bei der Freizeitbegleitung?

MONIKA RICHLING

Dabei geht es zum einen um eine Entlastung der Eltern, aber auch um eine adäquate Freizeitgestaltung. Auch hier kann der Begleiter oder die Begleiterin Brückenbauer sein, beispielsweise in eine Konfirmantengruppe oder einen Sportverein.

Hasenfenster

Wie wird dieser Bedarf festgestellt?

MONIKA RICHLING

In der Regel ist hier die Pflegekasse Kostenträger. Daher wird eine Pflegestufe ermittelt. Eine Möglichkeit ist die Verhinderungspflege, wo also jemand unserer Mitarbeiter/innen einspringt, weil die eigentliche Pflegeperson, in der Regel die Eltern, verhindert ist.

Hasenfenster

Das Angebot umfasst hier also eher die Versorgung als die Begleitung?

CLAUDIA HEFER

Das Angebot umfasst alles, was außerhalb von Schule an Betreuung notwendig ist. Bei Babys ist das sicher eher die Betreuung und Pflege, im Vorschulalter können es schon eher Unternehmungen oder kleine Ausflüge wie Spielplatzbesuche sein, bei Jugendlichen erweitern sich die Möglichkeiten für Aktivitäten noch. Alles, was eben ohne eine Betreuung nicht möglich wäre, weil auch eine gewisse Pflege notwendig ist. Vielleicht muss jemand an den Toilettengang erinnert werden oder braucht Unterstützung beim Essen oder bei der Orientierung.

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Es erfordert sicherlich viel Einfühlungsvermögen und Erfahrung, die passenden Menschen zusammen zu bringen.

MONIKA RICHLING

Es ist so wichtig, dass wir das individuell und nach unserer Einschätzung tun können. Manchmal sind wir nur das letzte Puzzlestück, damit Menschen sich kennen lernen. Wir hatten beispielsweise den Fall einer jungen Familie in einem kleinen Ort, die Hilfe suchte und aus dem gleichen Ort die Anfrage einer Rentnerin, die eine Aufgabe suchte. Das passte wunderbar. Oder die Geschichte einer jungen Frau, für die wir aus der Nähe eine Studentin fanden. Es zeigte sich, dass sich beide vom Sehen bereits kannten, und in diesem Fall ist eine Freundschaft entstanden, bei der sie sich auch außerhalb der eigentlichen Betreuung treffen.

Hasenfenster

Begleiten Sie diese Verbindungen? Gehen sie zum Beispiel auch mit in die Schulen?

CLAUDIA HEFER

In die Schulen gehen wir nicht mit. Aber für die Familien stehen wir bei Bedarf zur Verfügung. Die melden sich dann telefonisch, wenn etwas anliegt. Meistens hören wir nichts, und das ist ein gutes Zeichen. Die Mitarbeiter treffen wir regelmäßig zu Gesprächen und Gruppenmeetings, wo man sich austauscht.

Hasenfenster

Sie haben mir bereits von dem Frühstückscafé erzählt, aber diese schönen Räume hier werden noch für andere Gruppenangebote genutzt?

MONIKA RICHLING

Wir sind offen für viele Ideen und Projekte. So gibt es hier eine Gruppe von Familien mit Kindern, die das Down-Syndrom haben, die sich regelmäßig trifft, oder auch Adventsprogramm mit gemeinsamen Backen und Basteln. Wir bieten Ferienbetreuung an, und wir kooperieren mit der Hermann-Schmidt-Schule, der Förderschule für geistige Entwicklung. Dort gibt es nämlich keine OGS, so dass die Eltern ihre Kinder an schulfreien Tagen bei uns anmelden können.

CLAUDIA HEFER

Wir haben das Haus auch für andere Gruppen geöffnet. So findet das Treffen der „Baby & Co“-Gruppe der Stadt hier statt. Oder eine Strickgruppe kommt zu uns.

Hasenfenster

Richten sich die Angebote ausschließlich an Familien mit Kindern, die eine Behinderung haben?

MONIKA RICHLING

Erstmal nein, aber sie sind es vor allem, die zu uns kommen und die bei der Platzvergabe natürlich Vorrang haben.

Hasenfenster

Ich habe eben schon überlegt, wie ich das finde. Einerseits ist die Idee mit der Inklusion schön und gut, wo alle überall gleichberechtigt sind. Andererseits kann ich mir vorstellen, dass das an reale Grenzen stößt und letztlich auch anstrengend und frustrierend sein kann. Daher ist es vielleicht ganz wichtig, dass man hier vor allem auf Menschen trifft, die die gleichen Erfahrungen und Voraussetzungen haben.

CLAUDIA HEFER

Nicht dass Sie meinen, wir würden Inklusion bis ins Letzte und auf jeden Fall verteidigen wollen. In letzter Konsequenz bedeutet das nämlich auch die Aufgabe von Schutzräumen. Natürlich ist es individuell verschieden, aber letztlich kann es für ein Kind als Erfahrung schöner sein bei unseren Königskickern mitzuspielen als in einem anderen Fußballverein, wo es eben letztlich nicht mithalten kann.

MONIKA RICHLING

Es zeigt sich, dass Eltern und Kinder diese Angebote auch wollen und suchen. Es muss einfach beides geben.

CLAUDIA HEFER

Unsere Angebote sind alle niederschwellig, was bedeutet, dass es nicht um Therapie geht, nicht um Förderung, nicht um den pädagogischen Zeigefinger. Hier sollen die Kinder Spaß haben, Erlebnisse sammeln.

Hasenfenster

Bevor ich heute zu Ihnen kam, wusste ich schon, dass Inklusion ein schwieriges Thema ist. Ich habe schon einige Leute getroffen, die sich da überfordert oder allein gelassen fühlen. Allerdings ist es nun mal politisch beschlossene Sache und wahrscheinlich auch ein erstrebenswertes Ziel, egal wie utopisch es uns erscheinen mag oder wie sehr man mit den Voraussetzungen und Vorgaben hadert. Daher bin ich froh zu wissen, dass Einrichtungen wie der FUD antreten, um zu helfen und wenn auch nicht alles, aber vieles möglich zu machen. Vielen Dank für das interessante Gespräch zu einem spannenden Thema. Ich hoffe sehr, dass wir damit vielen den Weg zu Ihnen zeigen! Und ich bin sicher, dass man auch einfach mal reinschauen darf, wenn man nur so neugierig geworden ist.



Mehr zum FUD Königstraße unter www.fud-paderborn.de