Auch mit dem Auto ist es von Paderborn aus ein Stückchen zu fahren, aber der Weg zum „Museum für Klosterkultur“ in Dalheim führt durch schöne Landschaft und lohnt daher umso mehr. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man dorthin gelangen. Informationen dazu gibt es auf der Homepage und unter einer Service-Telefonnummer für Besucher. Nach der pittoresken Anreise betritt man die großzügige und fast vollständig erhaltene Anlage des Klosters. Über 800 Jahre ist sie alt und beherbergte bis 1803, als das Kloster säkularisiert wurde, Mönche vom Orden der Augustiner Chorherren. In zwei Abschnitten wurde hier 2007 und 2011 das Museum eröffnet.
Bei unserem Besuch bot sich ein Anblick hübsch verschneiter Gärten und Gebäude, in der warmen Jahreszeit wird man auch hier zum Wandeln und Verweilen eingeladen. In diesem Sommer wird es hier auch eine Sonderausstellung zur Kultur des Spiels in Klöstern geben, die besonders Familien ansprechen soll. Wir werden berichten! Doch unser Ziel war ohnehin vor allem die Ausstellung selbst. Die Stiftung Kloster Dalheim bietet zahlreiche museumspädagogische Angebote an. Familienführungen, Kindergeburtstagsprogramme und themengebundene Rundgänge durch Kloster und Gärten können gebucht werden. Es gibt spezielle Ferienaktionen, Workshops und Thementage. Darüber hinaus finden im Kloster Dalheim immer wieder Veranstaltungen vom Klostermarkt bis hin zu Konzerten und Theateraufführungen statt.
Wir haben das Kinderprogramm „Mit der Pilgertasche durch die Klausur“ ausprobiert, das man auch ohne Voranmeldung nutzen kann. Im Museumsfoyer werden die Kinder dazu mit einer schlichten Kutte und einer Pilgertasche ausgestattet. Quasi als Novizen und Novizinnen auf Probe treten sie dann ins Kloster ein und lernen das Leben dort anhand einer Museumsrallye kennen. Diese Tour führt durch die verschiedenen Lebensbereiche der Mönche und bringt den Kindern sehr anschaulich nahe, worauf man sich einließ, wenn man in früheren Zeiten ins Kloster ging und aus welchen Gründen man das tat bzw. tun musste. Das Frageheftchen weist den Weg, gibt Erläuterungen und stellt Fragen. Der Inhalt der Pilgertasche hilft bei der Bewältigung der Aufgaben und veranschaulicht vieles zusätzlich durch Ausprobieren und Begreifen mit allen Sinnen.
MÜTTERMEINUNG:
Wir waren überrascht, wie gut uns allen der Ausflug gefallen hat, denn ehrlich gesagt hatten wir nicht erwartet, dass sich in einem Museum für Klosterkultur so ein spannender Vormittag verbringen lässt. Die Tour durch das Kloster hat einige Zeit in Anspruch genommen, aber uns kam es kein bisschen lang oder gar langweilig vor. Die Kinder waren eifrig dabei, und auch wir Großen mussten uns schon mit umsehen, um die Aufgaben lösen zu können. Die Exponate sind sehr ansprechend, anschaulich dargestellt und auch ohne viel Vorwissen verständlich erklärt. Ohne die Museumsrallye wäre es für die Kinder vermutlich trotzdem eher öde gewesen, aber mit der Verwandlung in kleine Novizen bzw. eine kleine Novizin tauchten sie in diese neue Welt gleich ein und waren mit Spaß und Eifer dabei, die Fragen zu beantworten. Auch abseits der vorgegebenen Pfade entdeckten sie spannende Mauernischen, Gucklöcher, reich bestickte Gewänder, üppige Klosterschätze und viele Details. Die kühle Luft, die teilweise schummerige Atmosphäre und der zuweilen moderige Geruch machten das Ganze zu einem recht ganzheitlichen Erlebnis. Erst hatten wir den Eindruck und die Befürchtung, unserer Kinder könnten noch zu jung für das Programm sein, und tatsächlich mag es sein, dass ältere Kinder noch mehr Spaß daran haben. Allerdings war es auch schön, dass wir durch das Vorlesen immer alle gemeinsam unsere Fragen beantworteten. Vielleicht lag es schlichtweg an der Jahreszeit, aber es war manchmal schon ganz schön kalt, und in der Klosterkirche mussten wir dann doch noch unsere Jacken nachholen. Darauf sollte man vorbereitet sein! Ansonsten war es verblüffend, dass die Kinder am Ende die Frage, wer denn nun ins Kloster eintreten wolle, alle bejahten. Vielleicht war die Vorratskammer einfach zu verlockend bestückt … Uns Müttern hat übrigens allen eine der ersten Aufgaben besonders gefallen: Das Schweigen zum Verrinnen einer Sanduhr aus der Pilgertasche. Das könnte eine
unserer nächsten Anschaffungen sein …
Leonhard (6)
War als „der Große“ unserer kleinen Gruppe bei allen Aufgaben mit Vorlesen und Schreiben am meisten gefragt. So musste er uns im Kapitelsaal am Stehpult vorlesen. Aus den Vorschlägen für einen Klosternamen wählte er übrigens „Bruno“ aus. Bruder Bruno hatte sichtlich Freude an den beweglichen Spiegeln im Kreuzgang, mit denen man die Deckenmalereien erkunden kann. Die kann man nämlich in verschiedene Richtungen drehen.
Lissy (5)
Konnte sich mit den Namensvorschlägen nicht ganz anfreunden, und wäre daher beim tatsächlichen Eintritt in ein Kloster vermutlich die erste „Schwester Happy“, aber der Fortschritt ist eben nicht aufzuhalten, und „Apollinaris“ möchte man vielleicht auch heutzutage einfach nicht mehr heißen. Ihr gefiel der Vorratskeller am besten, wo man die vielen Kisten und Fässer öffnen konnte. In diesem Museum darf man nämlich vieles anfassen und ausprobieren. Außerdem mochte sie die Uhr mit den goldenen Zeigern in der Klosterkirche sehr.
Julius (5)
Wollte partout nicht die Kutte anlegen, aber beim Ziehen am Klingelzug an der Klosterpforte war er als Bruder Albertus direkt vorneweg. Da mussten wir uns aber alle die Ohren zuhalten. Ihn faszinierten wieder einmal die technischen Feinheiten, wie die Anzeige der verschiedenen Mahlzeiten im Refektorium zu den verschiedenen Tagen vom Festtag bis zum Fastenmahl. Die konnte man nämlich durch Verrücken eines Holzlöffels beeinflussen. Offenbar stand da Flamingo auf dem Speiseplan. Naja, es könnte auch ein Reiher gewesen sein… Beides war in den Vorräten allerdings nicht zu finden, auch wenn Julius die ebenfalls besonders ausgiebig untersuchte.
2017 waren wir noch einmal im Kloster Dalheim und haben die Druckwerkstatt getestet.