Lerntrainerin Sabine Omarow

Foto: Sabine Hegemölller

Ins neue Schuljahr starten Schüler/innen und Eltern wieder mit jeder Menge guter Vorsätze, großen Wünschen und nicht selten auch mit Ängsten, dass nicht alles klappen und gut gelingen könnte. Einige Schüler und Schülerinnen leiden unter Lernschwächen wie Dyskalkulie oder Legasthenie oder sie und der Unterricht passen einfach nicht zusammen, die Zeit fehlt, die Erwartungen sind zu hoch oder was auch sonst dem unbeschwerten Lernerfolg im Wege stehen mag. Sabine Omarow kennt unendlich viele solcher Geschichten, denn sie begleitet Schüler/innen als Lerntrainerin und verhilft mit viel Geduld, Ruhe und Kompetenz zum besseren und fröhlicheren Lernen. In Berlin hatte sie eine große Lernpraxis aufgebaut, bevor sie vor einem Jahr aus privaten Gründen nach Paderborn zog. Nun hat sie auch hier eine Praxis für Lerntraining eröffnet. In unserem Gespräch ging es ums Schulangst, Lernschwierigkeiten und wie aus einer selbst betroffenen Mutter eine erfahrene Lerntrainerin geworden ist.

Hasenfenster

Von dem, was man so hört und liest, habe ich den Eindruck, dass der Bedarf an außerschulischer Unterstützung beim Lernen, sei es Beratung oder konkrete fachliche Nachhilfe, immer mehr zunimmt. Deckt sich das mit deinen Beobachtungen?

OMAROW

Ja, auf jeden Fall. Immer mehr Kinder lernen auf diese Weise auch außerhalb der Schule. Vielfach sind Lehrer und Lehrerinnen für den Umgang mit Lernproblemen wie Lese-Rechtschreibschwäche oder Legasthenie zu wenig sensibilisiert und ausgebildet. Sie bekommen oder belegen keine entsprechenden Fortbildungen und können gar nicht entsprechend auf die Kinder eingehen. Außerdem ist der Druck, den unsere Leistungsgesellschaft auf die Schule ausübt, enorm.

Hasenfenster

Diese Problematik hast du selbst zu spüren bekommen.

OMAROW

Meine Tochter hatte eine sehr ausgeprägte Lese-Rechtschreib-Schwäche, mein Sohn ist hochbegabt. Diese Situation des permanenten Konfliktes in der Schule hat unser ganzes Familienleben dominiert. Die Lehrer erklärten mir meistens, dass sie darüber nichts wüssten. Und als Mutter wollte ich meinen Kindern natürlich helfen. Ich konnte an meinem eigenen Kind sehen, wie groß auch die psychologische Belastung ist. Das ging so weit, dass meine Tochter mir einmal sagte, sie habe kein schönes Leben.

Hasenfenster

Was wohl zu den Dingen gehört, die Eltern am wenigsten hören möchten.

OMAROW

Eben. Also habe ich mich selbst immer mehr und immer tiefer gehend mit dem Thema beschäftigt. Ich habe ihre Schulkarriere eng begleitet, eigene Lernmaterialien entwickelt. Mein eigenes Berufsleben wurde dadurch unmöglich. Inzwischen hat meine Tochter ihren Weg finden und machen können. Als sie die 10. Klasse erfolgreich abgeschlossen hatte, brauchte ich erst einmal eine Pause, um mich zu orientieren. Da stand ich da mit meinem ganzen Wissen und dem Bewusstsein, dass auch andere Familien in dieser Situation stecken. Ich habe dann zunächst Psychologie studiert und nach einem Fachbereich gesucht, der mich am ehesten abholt. So kam ich zum Legasthenietraining. Ich weiß, wie wichtig es ist, jedes Kind und jedes Lernproblem individuell zu betrachten und anzugehen. Das wurde dort am meisten berücksichtigt.

Hasenfenster

Kommen zu dir nur Schüler/innen mit einer diagnostizierten Lernschwäche?

OMAROW

Nein, zu mir kommen alle, die irgendwie Hilfe beim Lernen brauchen. Dabei sind meine Schwerpunkte Rechtschreibung und Mathematik sowie Beratung und Coaching. Es ist meiner Erfahrung nach sogar so, dass viele, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, Legasthenie oder gar Dyskalkulie bescheinigt bekommen haben, nichts davon haben, sondern eher erworbene Schwierigkeiten, die in einer guten Therapie wieder behoben werden können.

Hasenfenster

Mir sagte sogar mal jemand, der es wissen muss, dass es Dyskalkulie gar nicht wirklich gäbe, sondern dass nur Schüler und Unterricht nicht zusammenpassten.

OMAROW

Dem stimme ich vollkommen zu. Lernen und der Umgang mit Lernschwierigkeiten müssen in jedem Fall einzeln betrachtet und behoben werden. Das passiert im Regelunterricht zu wenig.

Hasenfenster

Sind die Schulen schlechter, die Kinder dümmer, die Inhalte komplexer? Ist die Zeit knapper oder haben Eltern und Gesellschaft einfach vollkommen überzogene Ansprüche?

OMAROW

Alles, was du anführst, spielt mit herein, meiner Meinung nach. Für Ausbildungen, die man noch vor ein paar Jahren mit einem Realschul- oder auch gutem Hauptschulabschluss machen konnte, wird heute oft ein Abitur gefordert. Daher streben Eltern natürlich danach, dass ihre Kinder einen möglichst hohen Bildungsabschluss bekommen, auch wenn denen das vielleicht gar nicht entspricht. Sie sorgen sich einfach um die Zukunft ihrer Kinder. Das führt zwangsläufig zu Konflikten. Leider beobachte ich aber auch immer wieder, dass der Unterricht in der Schule einfach schon in den Grundlagen falsch läuft.

Hasenfenster

Wie meinst du das? Kannst du das an einem Beispiel erklären?

OMAROW

Naja, viele Kinder, die zu mir kommen, stolpern zum Beispiel über die sogenannte Ähnlichkeitshemmung. In der Schule werden ähnliche Dinge gleichzeitig oder direkt nacheinander gelernt. Besser wäre es aber, das zu trennen, um keine Verwirrung zu stiften. So werden beim einfachen Addieren zeitgleich mehrere mögliche Rechenwege erläutert und zugelassen. Manche Kinder kommen damit klar und andere eben nicht. Wenn man beispielsweise rechnen will 25 + 16, so kann man zunächst 20 + 10 und dann 5 + 6 rechnen und schließlich zusammenziehen. Wenn dann direkt das Minusrechnen anschließt, versuchen die Kinder, dieses Vorgehen zu übertragen. Das verwirrt sehr viele Kinder. Die meisten Kinder, die Angst vor dem Minusrechnen haben, rechneten so. Ich empfehle deshalb immer einen anderen Rechenweg, und eben nur einen einzigen.

Hasenfenster

Also sollte man besser wieder starr einen Weg lernen?

OMAROW

In vielen Fällen wäre das besser. Ähnlich ist es doch bei der Rechtschreibung. Da wird anfangs einfach geschrieben, wie man spricht. Dann soll man plötzlich orthographisch korrekt schreiben, obwohl man sich an etwas anderes gewöhnt hat. Dabei zeigen Forschungen, dass man einmal Gelerntes nicht löschen kann. Umlernen ist viel schwieriger als neu zu lernen, denn man muss dann verinnerlichen, dass man ja etwas Falsches gelernt hat und dann sozusagen eine Umleitung einrichten. Das ursprünglich Gemerkte bleibt aber auf ewig erhalten.

Hasenfenster

Liegt das nicht einfach daran, dass man heute viel mehr in viel kürzerer Zeit lernen muss? Ich habe den Eindruck, dass die Themen schneller aufeinander folgen, dass weniger Zeit zum Üben und Üben und Üben bleibt.

OMAROW

Üben und Wiederholen sind besonders für Kinder mit Lernproblemen extrem wichtig. Ich bespreche viele Regeln mit meinen Schülern und Schülerinnen, die wir immer wieder wiederholen, bis ich das Gefühl habe, dass ich sie nachts wecken könnte und sie mir diese, ohne zu zögern, wiedergeben könnten. Nur so erhalten sie die Sicherheit, auch in Stresssituationen wie Prüfungen darauf zurückgreifen zu können.

Hasenfenster

Das klingt für mich so, als würdest du das leisten, wofür in der Schule eben keine oder zu wenig Zeit vorgesehen ist.

OMAROW

Einige Methoden sind schlicht falsch für viele Schüler, und durch neue Aufgaben, wie Inklusion, bleibt weniger Raum für das intensive Lernen und Wiederholen. Schule setzt damit zunehmend auf vordergründigen und schnellen Erfolg. Als Kehrseite der Leistungsgesellschaft ist die Schule zum systematischen Aussortieren verdammt. Es geht gar nicht mehr darum, dass alle möglichst gut und viel lernen. Viele Kinder brauchen aber vielleicht einfach nur länger. Das ist aber nicht vorgesehen, Scheitern ist nicht erlaubt. Die Wissenschaft spricht davon, dass ein Kind zwischen 5 und 10 Jahren das erreicht, was man Schulreife nennt. Dazu gehören Konzentration, Frustrationstoleranz und vieles mehr.

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Aber die Vorschule beispielsweise gibt es nicht mehr…

OMAROW

Genau. Wenn nun ein Kind zu früh eingeschult wird, kann es ganz einfach noch nicht so lernen wie andere. Erreicht es die tatsächliche Schulreife erst mit 10, dann hat es vier bis fünf Jahre einfach nicht richtig nutzen können. Es hat jede Menge verpasst, was es nicht im normalen System aufholen kann. Viele meiner Schüler/innen sind zu früh oder sogar vorzeitig eingeschult worden. Es ist obendrein einfach schwer, wenn man immer der oder die Jüngste ist. Das verursacht zusätzlichen Druck.

Hasenfenster

… und Eltern, die ihr Kind lieber später einschulen lassen wollen, haben es schwer.

OMAROW

Der Druck auf die Eltern ist enorm. Nicht selten bekommen sie zu hören, ihr Kind sei dumm oder faul. Es verweigere sich. Aber das ist doch auch sein gutes Recht, wenn es nicht individuell wahrgenommen wird. Und dann landet der Ball wieder im Feld der Eltern. Eltern sind aber keine Lehrer. Plötzlich wird das Familienleben vom Schulleben bestimmt, und das Kindsein kommt zu kurz, die gemeinsame Zeit von Eltern und Kindern wird überschattet.

Hasenfenster

Was unterscheidet deine Arbeit von bloßer Nachhilfe?

OMAROW

Ich trainiere die Kinder. Es geht nicht nur darum, ihnen den Stoff beizubringen, der gerade für die nächste Klassenarbeit gebraucht wird. Ich habe Methoden entwickelt, um herauszufinden, wo das Problem liegt. Ich schaue mir immer jedes Kind neu an, und dann finde ich Wege, mit ihm zu arbeiten. Meistens sind es Grundlagen, die fehlen, und die erarbeiten wir in Ruhe. Jeder hat ein eigenes Lerntempo. Ich habe kein fertiges Programm, denn ich passe es für jedes Kind an. Manchmal sind Erklärungen wichtig, manchmal sind Spiele besser.

Hasenfenster

Aber das bringt für die nächste Klassenarbeit doch nichts. Ist das nicht ein Wettlauf gegen den Lernplan?

OMAROW

Es bringt aber noch viel weniger, nicht die Wurzeln des Problems anzugehen. Alles andere ist reine Zeitverschwendung, weil man nur an Symptomen herumdoktert, die Ursachen aber bleiben. So geht es in Mathe bei mir sehr oft wieder um die Zehnerzerlegung, um die 100er-Tafel, darum, das System zu verstehen. Dann kann man auch weitergehende Themen erfassen. Bei der Rechtschreibung verwende ich viel Zeit auf das Vermitteln von Strategien, wie die Wortverlängerung, um die korrekte Endung eines Wortes herauszufinden und natürlich für das Vermitteln der Rechtschreibregeln.

Hasenfenster

Aber manches muss man doch auch einfach nur auswendig lernen.

OMAROW

Aber auch für diese Fälle gibt es Hilfen. Für das Dehnungs-h habe ich beispielsweise Bildergeschichten, in denen die wichtigsten dieser Wörter vorkommen. Über Bilder kann man sich das dann besser merken. Im Laufe der Zeit habe ich viele Spiele und Materialien selbst erstellt, weil mir das Richtige einfach fehlte.

Hasenfenster

Vieles davon gibst du auch in Büchern, über deine Homepage und über die sozialen Netzwerke weiter, wie ich gesehen habe. Das alles ist inhaltliche Arbeit, aber oft verhindern doch einfach Schulangst oder fehlende Motivation Lernerfolg und Wohlfühlen im Unterricht.

OMAROW

Die inhaltliche Arbeit vermittelt Sicherheit und führt zu Erfolgserlebnissen. Damit können Selbstbilder von „ich kann das eben nicht“ oder „ich bin halt zu dumm“ aufgebrochen werden. Wir lernen auch, mit Fehlern klar zu kommen. Ich schimpfe nie. Fehler sind wichtig, um zu sehen, wo man noch was tun muss. An Fehlern kann ich ablesen, was das Kind braucht. Diese Notwendigkeit hervorzuheben, tröstet oft ungemein.

Hasenfenster

Ich bewundere deine Ruhe und deine Geduld. Wer schon mal mit seinen Kindern schwierige Hausaufgaben lösen musste, weiß wovon ich rede.

OMAROW

Mein ganz entscheidender Vorteil liegt doch darin, dass ich eine außenstehende Person bin. Die Kinder und ich haben keine Vorgeschichte, und vor allem quält mich nicht der ganze emotionale Überbau. Eltern sehen gleich das große Ganze. Was soll aus dem Kind werden? Diese ganzen Zukunftsängste spielen zu Hause auch beim Lernen eine Rolle. Das kann bei mir ausgeblendet werden. Diese gelöste Atmosphäre kommt natürlich auch der gemeinsamen Arbeit zugute. Außerdem gebe ich nur Unterricht für Einzelne oder maximal Zweiergruppen. Manche brauchen meine ganze Aufmerksamkeit, andere profitieren davon, sich gegenseitig zu motivieren. Dann liegt meine ganze Konzentration nicht nur auf einem Kind.

Hasenfenster

Bist du jemals gescheitert? Gab es einen Schüler oder eine Schülerin, der oder die dich an deine Grenzen gebracht hat?

OMAROW

Ein autistisches Kind hat mir mal besonders viel abverlangt. Als er von der Mutter angemeldet wurde, rief er immer, dass er das nicht wolle. Da habe ich mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht. Doch als er kam, ging ich freundlich auf ihn zu, wie ich es immer tue, und alles wurde gut.  Man muss die Schüler/innen so akzeptieren, wie sie sind und an sie glauben. Damit kommt man am weitesten.

Hasenfenster

Wie gelingt es dann, dieses positive Lerngefühl wieder in den Schulalltag der Kinder zu bringen? Letztlich muss das Lernen ja auch da funktionieren.

OMAROW

Den Eltern erkläre ich immer, dass sie Geduld brauchen und keine Wunder erwarten können. Aber wenn der Schulalltag leichter wird, verbessert sich vieles mit. Gespräche über Lehrer, Mitschüler oder über erlebte Ungerechtigkeit oder Unverständnis helfen sehr dabei. Aber auch hier ist es besser, wenn das von mir als nicht unmittelbar betroffener Person kommt. Das meine ich mit der psychologischen Ebene, die immer dazugehört.

Hasenfenster

Wie lange sind die Kinder in der Regel bei dir?

OMAROW

Das hängt davon ab, wie viele Grundlagen aufzuholen sind. Meist sind es ein bis zwei Jahre, aber ich habe auch schon ganze Schulkarrieren begleitet. Außerdem arbeite ich ja auch mit Erwachsenen. Da verhält es sich noch einmal anders.

Hasenfenster

Welche Rolle spielen die Eltern in dieser Geschichte?

OMAROW

Elternarbeit ist ebenso Teil meiner Aufgabe. Wir handeln Kompromisse aus, was das Lernen zu Hause angeht. Auf diese Weise kann man die Mehrarbeit für die Kinder reduzieren. Wenn mir Eltern zum Beispiel berichten, dass sie täglich Diktate mit ihrem Sohn oder ihrer Tochter üben, muss ich ihnen leider mitteilen, dass diese eine reine Lernstandserhebung sind und nicht zur Verbesserung der Rechtschreibung beitragen. Die Elterngespräche sind sehr wichtig, weil auch sie sich aussprechen und entlasten möchten. Sie stehen oft selber sehr unter Druck, den sie dann unbewusst an ihre Kinder weitergeben. Diesen Druck muss man ihnen nehmen oder zumindest lindern.

Hasenfenster

Wann sollte man sich Hilfe holen?

OMAROW

Sobald es geht. Denn umso eher man eingreift, umso schneller behebt man die Probleme. Wenn man abwartet, verschärft sich die Situation nur noch, weil eben viel mehr aufzuholen ist.

Hasenfenster

Auch die Schulen bieten individuelle Förderung an.

OMAROW

Bei der aber viel zu oft einfach das Gleiche wie im Unterricht nochmal gemacht wird. Es findet kein Methodenwechsel statt. Das bringt dann oft einfach nichts.

Hasenfenster

Wie ist es mit den Kosten? Es können eigentlich nur die Kinder deine Hilfe in Anspruch nehmen, deren Eltern das wollen und sich leisten können. Oder besteht die Möglichkeit einer anderen Kostenübernahme?

OMAROW

Jeder wird für seine Leistung bezahlt. Insofern kann ich meinen Unterricht nicht kostenlos anbieten. In seltenen Fällen, und dann meist nach einem langen Weg, übernimmt auch mal das Jugendamt die Kosten.

Hasenfenster

Dafür muss vermutlich eine Diagnose von Legasthenie o.ä. vorliegen?

OMAROW

Das ist eine komplizierte Sache. Schnell kommt eine Maschinerie in Gang, die nicht aufzuhalten ist und deren Folgen die Eltern gar nicht recht überblicken können. Wie gesagt, werden solche Diagnosen allzu oft vorschnell gestellt, wie ich finde. Wer aber einmal Legasthenie oder ADHS in seiner Krankengeschichte stehen hat, wird beispielsweise keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr abschließen können. Bei ADHS auch keine Unfallversicherung. Also rate ich dazu, dieses Thema mit Geduld und Bedacht anzugehen und sich im Vorfeld bestens zu informieren.

Hasenfenster

Aber Eltern versprechen sich davon sicherlich Hilfe und gezielte Förderung.

OMAROW

Ja, natürlich. Doch eine gezielte Förderung erhält man nicht, weil man nun über eine Diagnose verfügt. Eine gezielte Förderung muss man suchen und erkämpfen. Das ist leider so.

Hasenfenster

Aber die Eltern stehen massiv unter Druck. An wen können sie sich wenden?

OMAROW

Die Eltern fühlen sich oft schuldig, werden manchmal sehr unter Druck gesetzt und sollen eine schnelle Lösung annehmen. Mein Rat lautet zum Beispiel, unbedingt ein Gutachten immer außerhalb der Schule einzuholen. Der schulpsychologische Dienst ist dafür eine mögliche Anlaufstelle. Wenn das Diagnoseverfahren in der Schule stattfindet, gibt man sein Mitspracherecht faktisch auf. Alle Ergebnisse gehen automatisch an die Schule weiter und man hat unter Umständen wenig Einfluss darauf, was als nächstes passiert.

Hasenfenster

Man merkt, wie sehr dir das Thema und deine Schützlinge, wie ich sie mal nennen möchte, am Herzen liegt. Das hängt sicher mit deiner eigenen Vorgeschichte als betroffene Mutter zusammen.

OMAROW

Ich denke, auf diesem Umweg habe ich tatsächlich nicht nur meinen Beruf, sondern meine Berufung gefunden. Meine Arbeit macht mir richtig viel Spaß.

Hasenfenster

So viel, dass du nach deinem Umzug hier noch eine neue Praxis aufbaust, obwohl du in Berlin sogar zwei große hattest.

OMAROW

Ja, aber daraus habe ich auch gelernt. So groß soll es nicht mehr werden, denn damit sind auch Kompromisse verbunden, weil man mehr Mitarbeiter braucht, die vielleicht nicht alle meine Ansätze gleichermaßen teilen. Aber ich freue mich sehr, jetzt hier in der Ferdinandstraße ideale Räumlichkeiten gefunden zu haben, in denen ich schon gut starten konnte.

Hasenfenster

Was steht als nächstes auf deinem Plan?

OMAROW

Für nächsten Februar organisiere ich einen Online-Kongress (LRS/Rechenschwäche) für Eltern und Lehrer. Ich arbeite mich gerade in die technischen Geschichten ein. In der Richtung gibt es noch viel zu wenig Angebote, um sich zu informieren, finde ich.

Hasenfenster

Wir wünschen bestes Gelingen und noch viel Spaß und Erfolg mit deiner Arbeit, die sicherlich vielen Kindern und Eltern hilft.



Wer mit Sabine Omarow in Kontakt treten möchte oder einfach mehr erfahren will, findet sie online unter www.sabine-omarow.de. Über ihre Facebook-Seite kann man sich zudem über Aktuelles und Wissenswertes zum Thema auf dem Laufenden halten.