
Bei Spaziergängen in der Umgebung war uns schon mehrfach das Oh!-Logo an den Wegweisern aufgefallen und dann erreichte uns der Veranstaltungshinweis auf die Eröffnung des Hörmuseums in Blankenrode. Da war wieder die Rede von dieser KinderErlebniswelt Natur. Höchste Zeit, mal genauer zu ergründen, was sich dahinter eigentlich genau verbirgt. Und deshalb fuhr ich an einem frühen Freitagmorgen hoch zum Hermannsdenkmal (das übrigens auch, wenn nicht sogar gerade, im herbstlichen Morgennebel einen Besuch lohnt). Dort nämlich hat Franziska Leyer ihr Büro, die das Projekt im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge leitet und unsere Fragen beantwortete.
Interview am Hermannsdenkmal
Auf dem Weg hierher habe ich mir vorgestellt, dass Sie im Winter sicher wenig Freude an ihrem Arbeitsweg haben?
Runter kommt man ja immer irgendwie, rauf ist es manchmal schwierig, denn die Straße den Berg hierherauf ist natürlich nicht gerade die erste, die frei geräumt wird.
Dafür haben Sie hier eine wundervolle Aussicht und arbeiten in unmittelbarer Nähe einer der Hauptsehenswürdigkeiten unserer Region.
Das stimmt. Bis 10 Uhr ist es hier meistens noch recht ruhig und beschaulich, doch dann kommen Menschen von überall her, um sich das Denkmal anzuschauen. Es kommen auch jede Menge Busse.
Dabei ist das Hermannsdenkmal nur eine der vielen Attraktionen, die wir hier vorzuweisen haben. Wenn ich das bis hierher richtig verstanden habe, ist es auch ein Ansatz Ihres Projektes, die Schönheiten dieser Landschaft und was sie zu bieten hat, besser herauszustellen und bekannter zu machen. Aber ist die KinderErlebniswelt Natur denn ein reiner Marketingansatz oder werden auch neue Ziele geschaffen?
KinderErlebniswelt Natur
Das Projekt ist entstanden aus einem Aufruf eines europäischen Fonds heraus, bei dem es unter anderem um die Stärkung einzelner Regionen in touristischer Hinsicht geht. Dabei setzen wir darauf, neue spannende Ausflugsziele für Familien zu schaffen, aber ebenso liegt uns daran, Bestehendes bekannter zu machen und in Verbindung zu bringen. Dabei war das Projekt ab 2016 ursprünglich auf drei Jahre angelegt, wir konnten aber erst etwas später richtig starten und daher noch eine Verlängerung erwirken.
Ich muss gestehen, dass ich mir der Ausmaße des Naturparks gar nicht recht bewusst bin. Was gehört dazu?
Dazu gehören die Kreise Lippe und Höxter und ein großer Teil des Kreises Paderborn sowie einige kleinere Teile auch noch in anderen Kreisen. Aber die großen Drei stützen das Projekt vor allem und haben auch die vorgegebene Verpflichtung übernommen, es mitzufinanzieren.
Mit dem Stanzpass die Sehenswürdigkeiten erwandern
Mir war als erstes das Logo mit dem Oh! aufgefallen, als wir mit der Familie im Silberbachtal unterwegs waren. Kann man daran die Projektpunkte erkennen?
Ja und nein. Das Logo haben wir ursprünglich für die KinderErlebniswelt Natur als Ganzes eingeführt, aber bei dem Teilprojekt vom Hermann bis zur Velmerstot kommt es am stärksten zum Einsatz. Das ist ein Beispiel, bei dem wir Bestehendes vernetzen, um es besser hervor zu heben. Ein Stanzpass ist bei uns oder an einigen Stationen wie der Adlerwarte Berlebeck oder dem Vogelpark in Heiligenkirchen erhältlich. Insgesamt sind es acht Zielpunkte, bei denen man sich einen Stanzstempel holen kann. Der ist entweder, wo vorhanden, am Eingang oder an anderer Stelle, wie etwa beim Eggeturm abzuholen. Wer fünf der acht Orte so nachweislich besucht hat, reicht den Pass ein und bekommt ein Geschenk. Das Ganze ist derzeit bis Ende 2020 angelegt.
Wir hoffen aber natürlich auf Verlängerung!
Man kann die Punkte zum Teil anfahren, aber die Idee ist eigentlich, dass man sie erwandert. Dazu haben wir extra Wege ausgeschildert. Dabei wird man vermutlich nicht die ganze Strecke auf einmal bewältigen. Deshalb gibt es auch die Naturpark-Buslinie, die die einzelnen Punkte anfährt, so dass man für einen Rückweg auch darauf zurückgreifen kann. Mir war es dabei sehr wichtig, dass die Markierungszeichen in Kinderhöhe angebracht sind, so dass diese auch etwas davon haben! Außerdem sollten auf jeden Fall auch Ziele, die keinen Eintritt kosten, aufgenommen werden. Durch diese Aktion bekommen die Wege einen Mehrwert für Familien, ganz so, wie wir uns das gewünscht haben.
Zielgruppe Familien
Warum hat man sich gerade die Familien und Kinder als Zielgruppe ausgesucht?
Das Thema Wandern verbindet man meistens mit den sogenannten Best Agern, also Menschen ab 50, die man für besonders interessiert in diesem Bereich hält und die auch einige Kaufkraft mitbringen. Familien und Kinder haben im allgemeinen nicht die Ruhe und Zeit, sich lange auf eine Wanderung vorzubereiten, brauchen schnelle und praktische Informationen. Da setzen wir an.
Tatsächlich ist es ja ein großes Anliegen, Kindern Naturerlebnisse wieder näher zu bringen. Sie haben einige Projekte geschaffen, die den Sonntagsspaziergang richtig spannend gestalten werden. Unsereins war ja damals schon froh, wenn mal eine angeranzte Märchenfigur im Wald stand… Beim Stöbern auf der Homepage klang das alles sehr lohnenswert. Lassen Sie uns darüber noch etwas genauer sprechen. Was, zum Beispiel, ist das Hörmuseum in Blankenrode?
Hörmuseum Blankenrode
Da ist wirklich ein tolles Projekt gelungen, was aber auch ganz wesentlich am fantastischen Rückhalt vor Ort liegt. Die Stadtwüstung Blankenrode hat einen großen Mehrwert erfahren, und das wollten die Leute in Blankenrode auch gerne erreichen. Das Ganze wird so gut angenommen, dass wir nach der Eröffnung in diesem Sommer schon einmal den Parkplatz aufarbeiten mussten, weil er so gut frequentiert wurde.
Aber was ist ein Hörmuseum?
Wir wollten weg von klassischen Vermittlungsformen wie Schautafeln und was Neues ausprobieren. Entstanden ist ein akustisches Edutainment. Man kann sich das wie einen Audioguide in einem Museum vorstellen, nur dass hier die Einspielungen durch einen Bewegungsmelder ausgelöst werden. Auf diese Weise erfährt man den Ort ganz neu.
Wie finden die tierischen Bewohner das?
Das ist einer der Punkte, die es natürlich zu beachten gilt. Deshalb wird ein gewisser Lautstärkepegel nicht überschritten und ein Dämmerungssensor sorgt für Nachtruhe.
Schnelle Infos für spontane Naturausflüge und Ideen für Klassenfeste
Mir gefällt gut, dass man sich nicht groß anmelden muss, sondern auch mal spontan loskann. Wir sehen auf unserer Homepage, dass gerade am Wochenende offenbar viele Menschen ins Wetter schauen und dann nach Ausflugszielen suchen. Dafür sind Ihre Angebote natürlich perfekt.
Darum geht es uns ja auch. Ich habe inzwischen auch schon oft gehört, dass Klassen- und Kitafeste oder Kindergeburtstage zum Beispiel auf dem Erlebnisweg in Ottbergen stattfinden. Der ist auch einer meiner Herzenssachen und ebenso ganz neu.
Erlebnisweg Ottbergen
Ich fürchte, ich kenne Ottbergen nur als Bahnhof…
Das geht leider vielen so, und auch das wollten wir ändern. Der Erlebnisweg, den man dort, begleitet von unserem Maskottchen Natti, der Schlingnatter, gehen kann, startet auch am Bahnhof! Wir haben hier die Themen der Gegend zum Anlass genommen und Spielstationen eingerichtet.
GPS-Touren im Teutoburger Wald und Eggegebirge
Spannend klingt für mich auch die GPS-Tour. Wenn ich das recht verstehe, sind das keine Geocaches richtig?
Nein, das nicht. Man lädt sich die GPS-Tour runter und bekommt dann beim Abgehen der Strecke immer wieder Infos und Spiele zu den Stationen angezeigt. Wichtig ist dabei, dass es sich um eine Progressive Web App handelt, das heißt, das Ganze funktioniert, einmal aufs Gerät geladen, auch offline.
Das klingt sehr progressiv und interaktiv und überhaupt so, als würde es Kindern damit doppelt Spaß machen. Ich finde es großartig, dass Natur für Kinder wieder besser erlebbar wird, denn obwohl das allenthalben gewünscht ist, ist es doch de facto oft so, dass Zugänge zu Flüssen gesperrt werden, man vieles nicht mehr betreten darf…
Das Thema stellte sich uns vor allem beim GPS-Erlebnispfad „Altenau-Renaturierung“. Es wäre ja zu schade, wenn man den Fluss nur sehen, aber nicht anfassen könnte. Deshalb kreuzt der Pfad an einer Stelle mit Sprungsteinen auch den Fluss und man bekommt dazu eine Aufgabe gestellt, zu der man sich zumindest die Hände nass machen muss.
Erholungsplanung
Mich würde natürlich noch interessieren, wie Sie zu dem Projekt gekommen sind. Ich habe gesehen, dass Sie Diplom-Ingenieurin sind.
Ich habe in Wien studiert, wo man nach dem Master Studiengang noch den Titel Diplom Ingenieur bekommt. Mein Fach war Landschaftsplanung und -architektur. Erholungsplanung hat mich dabei besonders interessiert. Für meine Masterarbeit habe ich dann auch über Naturvermittlung geschrieben und dazu viele Umfragen und Besuche gemacht. Auch beim Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge war ich und habe so von der Einrichtung dieser Stelle erfahren, mich beworben und bin jetzt hier.
Ich stelle mir das als sehr schöne Aufgabe vor, weil man so viel gestalten und auch eigene Ideen umsetzen kann.
So ist es auch. Und es ist sehr abwechslungsreich, weil ich ja mit allen Bereichen der Projektentwicklung, -planung und -umsetzung zu tun habe. Dabei kommt es immer auch darauf an, dass Ganze nachhaltig anzulegen. Es ist vorgegeben, dass alles, was wir mit den Fördergeldern realisieren, mindestens fünf Jahre weitergeführt werden muss. Deshalb gilt es auch immer, Partner zu finden, die das mit gewährleisten.
Digitale Kindertour und gute Ideen für jeden Naturbesuch
Auf der Homepage, die wir natürlich unten nennen, kann man sich weiter informieren und einen Überblick über das vielfältige Angebot verschaffen. Aber gibt es etwas, das Sie noch besonders erwähnen möchten?
Zwei Sachen vielleicht noch: Wir haben auch Ideen gesammelt, mit denen man ganz individuell jeden Naturbesuch abwechslungsreicher machen kann. Das sind Spiele, Beobachtungsaufgaben und ähnliches. So wird eigentlich jeder Spaziergang zur Entdeckertour! Außerdem bietet unsere Homepage mit der digitalen Kindertour auch eine Schlechtwetteralternative, weil man von zu Hause aus den Naturpark entdecken kann und so hoffentlich Lust auf einen Besuch bekommt.
Also, ich zumindest habe sehr viel Lust darauf bekommen und werde in Kürze auch unser hasenfenster.de-Testteam darauf ansetzen! Vielen Dank soweit und noch genauso viel Spaß und Elan für Ihre Arbeit, wie ich das heute hier bei unserem Gespräch raushören konnte!

Hier erfährt man mehr über die Kindererlebniswelt Natur!