Wewelsburg, Büren

Die Wewelsburg im gleichnamigen Ortsteil von Büren kann man ohne weiteres auch für Familien als eines der lohnenswertesten Ausflugsziele der Region empfehlen. Eine dreieckige Burg mit beeindruckendem Turm, mit Verlies, mit Burggraben, großem Kamin und Hexenkeller. Da schlägt das Herz kleiner Burgfräulein und Ritter höher. Das Kreismuseum Wewelsburg, das dort neben einer Jugendherberge beheimatet ist, bemüht sich stets auch um junge Besucher, und das mit Erfolg. Nicht von ungefähr haben wir im HEFTchen bereits die Familienführung getestet und für sehr gut befunden. Auch die Kindergeburtstagsangebote und die Sonderthemenführungen wie die Lichterführung mit Kerzenschein und Schmiedevorführung  sind einfach toll. Allein – jetzt kann ich’s ja sagen – etwas hat mich bisher gestört: So familienfreundlich die Angebote waren, bei einem spontanen Besuch ohne Anleitung, Führung oder Programm fand ich die Ausstellung insbesondere für Kinder nicht unbedingt leicht zugänglich. Die Vielfalt der Exponate und die thematisch breite Aufstellung konnte auch verwirren, wenn man nicht tief eintauchen wollte oder konnte. Das war den Museumspädagogen schon aufgefallen. Deshalb ersannen und entwickelten sie während der Umbauphase, in der im Sommer das Museum renoviert und modernisiert wurde, eine Erweiterung ihres Angebots, mit der Kinder und Familien nun auch ohne Vorplanung die Burg und das Museum auf eigene Faust und in eigenem Tempo kennen lernen. An der Kasse kann man gegen ein Pfand, aber ohne zusätzliche Kosten, eine Entdeckertasche ausleihen. Falko, das neue Maskottchen der Burg, ist einer der Turmfalken, die tatsächlich dort leben. Als Plüschtier und als Wegweiser taucht er an vielen Stellen der Ausstellung auf. Eigens eingerichtete Schubladen öffnet und erforscht man. Ein Entdeckerheft in der Tasche nutzt man als Leitfaden für den Besuch, indem Rätsel mit Hilfe von Requisiten aus der Tasche und den Schubladen gelöst werden. Man kann aber auch ganz unabhängig von dieser Museumsrallye die Schätze in den Kisten entdecken: Spiele, Verkleidungen, Sinnesrätsel und vieles mehr.

Zu Halloween besuchten wir gerne wieder die Burg, wo uns wieder Museumspädagoge Reinhard Fromme begrüßte, uns die Taschen umhängte, alles erklärte und uns bei unseren individuellen Streifzügen begleitete. Im Testteam waren sowohl Kinder, die die Burg schon kannten, als auch welche, die zum ersten Mal da waren, und zwar Marlen, Luisa, Marleen und Franziska (alle 8 Jahre), Elijah (7 Jahre), Laurenz und Katharina (6 Jahre) und Paula (4 Jahre).

ELTERNMEINUNG
Zur Wewelsburg zu fahren, vermittelt immer auch ein erhabenes Gefühl. Wenn man durch die Serpentine ins Tal fährt schon, aber spätestens wenn man um die Ecke biegt und die Burg erblickt, macht man unwillkürlich eine kleine Zeitreise. Die Kinder fasziniert immer und sofort der Burggraben, der glücklicherweise von einer dicken Mauer umgeben ist. Und die Burg hält, was das Äußere verspricht. Herrlich verwinkelt und mit Gruselteil in Hexenkeller und Verlies. Die Entdeckertour ist perfekt, wenn man mit seinen Kindern einen vergnüglichen, interessanten und spannenden Museumsbesuch erleben will. Dabei geht es ehrlicherweise nicht in erster Linie darum, Wissen zu vermitteln, auch wenn die Schubladeninhalte natürlich erklärt werden und in Bezug zur Ausstellung stehen. Aber es geht um eine spielerische und sinnliche Erfahrung, die dem Begriff „Museum“ keine Chance auf Spinnweben bedeckte Langeweile-Assoziationen erlaubt. Im Umgang mit der Tasche zeigten sich alters- und charakterspezifische Unterschiede. Als perfektes Alter würden wir Grundschulkinder der dritten und vierten Klasse vorschlagen. Für sie sind die Fragen perfekt. Als sie in Kleingruppen loszogen, hätten wir Eltern uns auch absetzen können. Die wollten uns gar nicht dabei haben, genossen die Freiheit zum Stöbern. Auch jüngere Kinder finden einen Zugang, wenn auch einen anderen. Sie brauchten noch hier und da Anleitung und hatten Spaß daran, zusammen mit den Erwachsenen unterwegs zu sein. Das Angebot besteht seit August, und natürlich sind daher alle Materialien noch recht neu, aber nichtsdestoweniger fiel der gute Zustand aller Utensilien auf. Offenbar wird Wert auf Pflege und „Wartung“ gelegt, was gut so ist. Nichts ist schließlich doofer als kaputte Spielsachen, ranzige Verkleidungen und fehlende Gegenstände. Wir finden Falko alle super! Der macht was her und ist auch als Stofftier total knuffelig. Ein gelungener Botschafter für die ebenso gelungene Museumspädagogik im Kreismuseum Wewelsburg.

KINDERMEINUNG
Paula konnte natürlich noch nicht allein auf Entdeckungsreise gehen und hatte auch wenig Interesse an den Rätseln. Sie zog stolz mit ihrer Tasche von Raum zu Raum und erwies sich als Trüffelschwein beim Auffinden des nächsten Falko-Hinweises. Sie und Katharina (die bereits als Gespenst angekommen war) schlüpften besonders gern in die Verkleidungen. Achtung Nebenwirkungen: Katharinas Mama hat jetzt den dringenden Nähauftrag  für ein Burgfräuleinkleid! Laurenz fand die Schubladen so gut, dass er dafür plädiert, auch die letzten Räume, die noch keine haben, mit einer solchen auszustatten. Wozu sind diese Zimmer sonst überhaupt da? Muss man ja nur durchlaufen… Die großen Mädchen waren besonders sorgsam beim Bearbeiten des Entdeckerheftes. Die Lösung der Aufgaben stand dabei klar im Vordergrund. Marlen, Franziska und Luisa setzten dabei auf Teamarbeit. Alle drei kannten das Museum aber bereits von vorigen Besuchen. Bei Frage, ob sie beim nächsten Besuch lieber nochmal eine Führung mitmachen oder die Tasche nehmen würden, entschieden sie sich für die Tasche, aber nach einigem Zögern. Marleen war zum ersten Mal da und entdeckte genau und sorgfältig. Ihr gefielen nach eigenem Bekunden die Münzen und die Riechschublade am besten, die für alle so spannend war, dass wir uns hier besonders lange aufhielten.  Auch Elijah kannte das Museum noch nicht und wollte alles genau wissen. Anders als die anderen nahm er sich an allen Stationen viel Zeit und musste dann auch mal Pause machen, denn so intensives Studium verlangt nach Frischluft zwischendurch. Fazit: Egal, ob man zum ersten oder zum wiederholten Male da ist, in der Wewelsburg hat man Spaß und lernt was.

www.wewelsburg.de

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