Naturerlebnispfad Marsberg-Meerhof

(Beitrag vom Januar 2016)

Eine alte ostwestfälische Redensart besagt: „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung.“ Die tiefe Weisheit dieser Worte verdeutlichte uns eindrucksvoll unser Ausflug zum Naturerlebnispfad in Marsberg-Meerhof.  Nach dem Blick aus dem Fenster in einen trübe-nasskalten Januarmorgen war es nämlich alles andere als leicht, die wohlige Wärme des trauten Heimes zugunsten eines Vormittags an der frischen Luft zu verlassen. Nicht einmal die Sonne zeigte sich, um den immerhin noch reichlich vorhandenen Schnee zum Glitzern zu bringen. Aber schon kurz nachdem wir uns mit Förster Florian Bitter und seinem Hund Titus auf den Weg gemacht hatten, war die Kälte verflogen, und man wusste, dass der Wald sogar bei Schmuddelwetter immer noch einen ausgiebigen Spaziergang wert ist.

In den 1990er Jahren wurde der Pfad vom Forstamt angelegt und wird seitdem sorgsam instandgehalten und weiterentwickelt. Einiges konnte man um diese Jahreszeit nicht ausprobieren, denn am Spielplatz war es a….glatt, und für den Barfusspfad wollte sich keiner so recht erwärmen. Dafür bekamen man einen authentischen Eindruck davon, wie ein Köhler gelebt hat, denn der bezog eine solch kahle Hütte, wie man sie sehen kann, auch vornehmlich im Herbst und Winter. Und der Teich, den man mithilfe einer überdachten Brücke überquert, war wunderschön-kitschig zu einer Postkartenidylle zugefroren und verschneit. Irgendwer oder irgendwas hatte sich sogar aufs Eis gewagt, wie Spuren auf der Oberfläche verrieten, und überhaupt waren Spuren unser großes Thema. Denn wir hatten ja das große Glück, von einem echten Förster geführt und von seinem „Spürhund“ begleitet zu werden. So entging uns keine Tierspur, und wir trafen verschiedene tierische Außendienstmitarbeiter des Forstamtes, die rein zufällig reglos, weil ausgestopft, im Unterholz standen. So konnten Mutmaßungen, wem die Spuren gehören könnten, direkt an Ort und Stelle überprüft werden. Elche und Ameisenbären waren es dann doch nie, dafür aber Dachse und Wildschwein, Hermelin und Eichhörnchen. Aber auch ohne diese spezielle Vorbereitung und Expertise des Försters wird der Pfad seinem Beinamen als „Erlebnis“ gerecht. Schautafeln

und Exponate wie Insektenhotel, Nisthilfen und Ausguck sind interessant und lehrreich. Tannenzapfenzielwurf und begehbares Vogelnest machen Spaß und obendrein trifft man noch auf bunte Kunstwerke wie die CO2-Fresser. Der Pfad ist immer und zu jeder Jahreszeit frei zugänglich. Sollte es tatsächlich mal eine Unwetterwarnung geben, muss man natürlich auch den Wald meiden, aber darüber kann man sich beim Forstamt und beim Deutschen Wetterdienst im Zweifelsfall informieren. Am 1. Mai wird der Pfad für diese neue Saison mit einem Fest eröffnet.

ELTERNMEINUNG
Lange Sonntagsspaziergänge gehören bei vielen von uns nicht zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Das liegt aber sicherlich zu einem guten Teil daran, dass es damals einfach weniger und schon ganz und gar nicht so spannende Angebote gab, wie wir es erleben durften. (Man erinnerte sich lediglich schwach an verwitterte Märchenfiguren). 3,5km mit Kindern durch den Wald zu stapfen, klingt nach einem üblen Gewaltmarsch, aber auch wenn wir gerade die Kleinen immer wieder ein Stück tragen mussten (die Großen hätten das auch gerne in Anspruch genommen, stießen aber mit ihrem Anliegen nicht auf die Gegenliebe der Eltern), haben alle gut mitgemacht und – man muss es so platt-romantisch sagen- die Natur erlebt. In den wärmeren Jahreszeiten kann man bestimmt längere Pausen mit Picknick einplanen, denn am Wegesrand bieten sich viele schöne Gelegenheiten dazu. Unterm Schnee schlummern sicherlich einladende Wiesen und Lichtungen, und darüber hinaus führt der Weg an einigen Schutzhütten und Bänken vorbei. Für uns war es besonders lehrreich, dass man im Winter bzw. bei sogenanntem „schlechten“ Wetter eben nicht nur die üblichen Indoor-Ziele

Foto: Harald Morsch

ansteuern muss, sondern dass Rausgehen einfach immer funktioniert. Der Blick durch die nebelverhangenen Bäume war wirklich toll und ließ erahnen, warum man sich all die Geschichten von Elfen, Feen und anderen Waldgeistern ausgedacht hat. Den Kindern ist das Wetter ohnehin meistens ziemlich schnuppe, und sie nehmen es, wie es kommt. Hauptsache Toben und Klettern. Schuhe putzen und die ein oder andere Ladung Wäsche zeugten abends davon, dass der Wald eine tolle Spielwiese ist und unser Ausflug in vollen Zügen und mit allen Sinnen genossen wurde. Erstmal im Wald unterwegs, fielen auch uns Erwachsenen viele Fragen ein. So lernten wir beispielsweise, dass man das berühmte Eichhörnchennest „Kobel“, von dem fast jeder in der Schule hört, deshalb auch im laublosen Baum kaum jemals entdeckt, weil Eichhörnchen in Wahrheit Baumhöhlen viel wohnlicher finden. Und auch wir hatten viel Spaß daran, alles zu erkunden und uns mit den Kindern durchs Gestrüpp zu schlagen. Große wie Kleine waren hinterher wunderbar erfrischt, freuten sich auf einen schönen heißen Kakao und schliefen die nächste Nacht ganz wunderbar.

KINDERMEINUNG
Gut eingepackt in so ziemlich alles, was die Strickkünste der Familie und die Winterausrüstung hergaben, waren mit uns diese Waldkinder unterwegs: Jannis (schon 5) und Paula (noch 4), Lissy, Merit und Julius (alle 8) und Erik (9). Sie alle waren nicht zum ersten Mal im Wald und wähnten sich als echte Experten. Jedes

Foto: Harald Morsch

Kind brachte seinen eigenen Erfahrungsschatz mit. So war für Paula ganz klar, dass es sich bei der Köhler-Höhle auf jeden Fall um das Haus der sieben Zwerge

Foto: Harald Morsch
Foto: Harald Morsch

handeln musste. Die Großen erkannten ganz professionell Jahresringe in einer Baumscheibe und identifizierten bei den Nisthilfen die Fledermausunterkünfte. Ein echtes Highlight war der Wildschweinkopf, den Florian Bitter ausgelegt hatte. Der war so täuschend echt drapiert, dass selbst Hund Titus gleich zubiss. Großes Hallo bei den Kindern! Und beim Zielscheibenwurf mit Tannenzapfen zeigte Merit uns allen, was eine Harke ist, denn keiner war auch nur annährend so zielsicher. Erik und Julius zogen einen Gutteil der Zeit ein bis zwei Äste (nicht Zweige, Äste) hinter sich her. Das scheint bei Jungs einfach irgendwas mit Instinkt zu tun zu haben. Eine Schneise, die der große Sturm Kyrill Anfang 2007 geschlagen hatte, ist bewusst so belassen worden, auch um zu zeigen, was Wind anrichten kann und wie lange der Wald braucht, um sich davon zu erholen. Die Kinder sahen hier Bäume, die genauso alt waren wie sie selbst und konnten einen Größenvergleich anstellen. Ähnlich beeindruckt wurde das Alter einer Eiche anhand der Jahresringe ausgezählt, deren Baumscheibe ausgestellt ist. Wo es was zu klettern gab, waren immer ein paar Kinder gleich oben. Und sie fanden es unverhohlen superspitzenmäßig, den Spuren einfach vom Weg weg und ohne Rücksicht auf Sauberkeitsverluste auch durch die Matsche in den Wald zu verfolgen, um dort beispielsweise einen Dachs zu stellen. So wie Titus, der am liebsten einfach quer durch den Wald gestürmt wäre, hätten die Kinder sicherlich gerne alles noch ausgiebiger erkundet. Der Förster, der übrigens weder einen weißen Bart im Gesicht, noch einen Gamsbart am Hut oder gar Loden trug, beantwortete alle Fragen bereitwillig und wies an vielen Stellen auf die vielen bemerkenswerten Dinge hin, für die uns sonst vielleicht der Blick gefehlt hätte. Dieser Waldspaziergang war keine langweilige Pflichtübung, sondern ein echtes Abenteuer, dem wir uns mit geschärftem Blick und wachen Auges sicherlich bald wieder stellen werden.

Foto: Harald Morsch

Umfangreiche Informationen (auch zu Führungen und anderen Angeboten) und Broschüren bekommt man zum Beispiel auf der Homepage.

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